Liegestütze und andere Unannehmlichkeiten

chill-train

New member
Hallo Leute,

habe zwei Fragen.
Ich habe seit früher Jugend viel Sport getrieben, seit ich 16 bin mit Schwerpunkt auf Kampfsport und Fitness. Es gab aber immer wieder längere Pausen und anderes zu tun, soll heißen, ich habe nie Muskelberge aufgebaut, und war auch nie Bruce Lee.
Ganz weggekommen bin ich von der Materie aber nie.
Heute, im gesitteten Alter von 39, versuche ich einen Weg zu finden, alles alters- und zeitgerecht unter einen Hut zu bringen. Meine Kampfsportbegeisterung fließt hauptsächlich in reines Techniktraining zu Hause und Sandsacksessions, für die körperliche Basis bin ich von Hanteln schon länger weg, mache stattdessen immer mal so Körperübungen wie Liegestütze, viel Training für wenig Zeit:)

Sicher kennen es die meisten, es gibt gute und schlechte Tage, was ich selbst enorm an den Liegestützen merke. An guten werden es 20, an schlechten 17, und merke ich, dass es bereits schlecht losgeht zieht mich das mental schon im Vorfeld auf die 16 runter. Ich mache die einzig richtigen Liegestütze, hardcoremäßig mit engen Armen und Gewicht nach vorne, und ja, das soll eine Entschuldigung sein:)

Frage 1: Wenn ich an so einem miesen Tag weniger schaffe, aber hinterher genauso fertig bin wie an nem guten Tag, habe ich dann genauso viel trainiert, den gleichen Trainingseffekt, weil ich ja wie vorher auch an die Grenze des Machbaren ging? Oder zählt für den Körper nur, dass ich weniger Wiederholungen schaffte, was dann bedeuten würde, dass die gesamte Session unterm Strich ein Rückschritt wäre?

Frage 2: Ich mache das nun schon sehr lange. Mal ein paar Jahre so, mal ein paar Jahre anders, auch die richtigen Liegestütze lernte ich erst mit 30 kennen, dazu immer mal ne Pause. Trotzdem, müssten die Liegestütze nicht immer mehr werden? Ich schätze ich sitze an diesem Programm nun schon über ein Jahr, und seit nem halben Jahr tat sich nichts mehr, die 20 sind nicht zu knacken. Der Muskelkater ist jedesmal heftig, mindestens drei, manchmal noch am vierten Tag danach zu spüren, was dann leider auch bedeutet, dass ich die anderen Übungen mit dem Muskelkater mache, wie Sandsack. Das führt zu anderem Muskelkater, und unterm Strich bin ich so die ganze Woche verkatert:)

Nun verträgt sich Muskelaufbau und Kampfsport nur bedingt, weiß ich, noch viel weniger für Leute, die nicht ihre halben Tage da reinstecken können. Aber ein paar Liegestütze sind doch kein Muskelaufbau und sollten parallel zum Schlagtraining doch drin sein? Schlagtraining wäre 1-2 mal die Woche. Ich versuche die Liegestütze immer mit möglichst großem Zeitabstand dazu unterzubringen. Oder liegt da der Fehler, sollte ich Liegestütze lieber vor oder nach dem Schlagtraining am selben Tag machen? Haben wir früher im Verein natürlich auch so gemacht, aber heute krieg ich die kürzeren, öfteren Sessions besser hin.
Oder liegt es an der Technik dieser Liegestütze, kann es sein, dass da vom Bewegungsablauf her einfach nicht mehr drin ist? Als ich zuletzt normale Liegestütze (die schulterschädlichen Pseudoliegestütze, Finger weg davon) versuchte, war ich nach nem halben Jahr immerhin auf 75, allerdings war ich damals noch deutlich jünger.
Hatte auch schon an Überlastung gedacht, und für ein paar Wochen das Schlagtraining weggelassen, und für die Liegestütze drauf geachtet, nicht zu starken Muskelkater zu bekommen, aber das brachte auch keine Verbesserung.

Hat jemand nen Rat?
 
Hi

Frage 1: Wenn ich an so einem miesen Tag weniger schaffe, aber hinterher genauso fertig bin wie an nem guten Tag, habe ich dann genauso viel trainiert, den gleichen Trainingseffekt, weil ich ja wie vorher auch an die Grenze des Machbaren ging? Oder zählt für den Körper nur, dass ich weniger Wiederholungen schaffte, was dann bedeuten würde, dass die gesamte Session unterm Strich ein Rückschritt wäre?

Für den Muskel zählt, wie lange du wie intensiv trainierst. Von dem her könnte man sagen, dass es an miesen Tagen keinen Sinn macht, ein Training zu absolvieren. Andererseits: Muskelaufbau/Kraftsteigerung sind langfristig angelegte Prozesse. Deswegen spielt das einzelnen Training eine zweirangige Rolle, wenn der Trend langfristig nach oben weist. Zudem mag es für die mentale Stärke durchaus sinnvoll sein, auch an schlechten Tagen sein Trainingsprogramm durchzuziehen. Wenn du es an schlechten Tagen durchziehst, ziehst du es auch an guten Tagen durch. Deine mentale Stärke wächst! Für dich als Kampfsportler dürfte das nicht ganz unerheblich sein ;)

Frage 2: Ich mache das nun schon sehr lange. Mal ein paar Jahre so, mal ein paar Jahre anders, auch die richtigen Liegestütze lernte ich erst mit 30 kennen, dazu immer mal ne Pause. Trotzdem, müssten die Liegestütze nicht immer mehr werden? Ich schätze ich sitze an diesem Programm nun schon über ein Jahr, und seit nem halben Jahr tat sich nichts mehr, die 20 sind nicht zu knacken. Der Muskelkater ist jedesmal heftig, mindestens drei, manchmal noch am vierten Tag danach zu spüren, was dann leider auch bedeutet, dass ich die anderen Übungen mit dem Muskelkater mache, wie Sandsack. Das führt zu anderem Muskelkater, und unterm Strich bin ich so die ganze Woche verkatert

Es kann natürlich sein, dass du bei 20 Wh. eine Art Plateau erreicht hast. Dann wäre es eine Überlegung wert, ob du nicht mal andere Übungen als Alternative durchführst - beispielsweise Bankdrücken statt Liegestütze. Oder Du bringst durch Liegestütz-Varianten Abwechslung ins Training. So wird der Muskel wieder neuartige Reize erhalten - und sich entsprechend weiterentwickeln.

Andererseits kann es sein, dass die 20 Wh. in Tat und Wahrheit eine Steigerung bedeuten, weil Du seit deinem 30. Lebensjahr mehr anderweitigen Stress hast, vielleicht sogar etwas zugenommen hast (relative Kraft!!) oder aus irgendeinem Grund nicht mehr so hart an die Grenzen gehst, wie das mit 25 der Fall war. Bei mir beobachte ich, dass ich mit 25 noch viel brutaler (kopfloser?) trainiert habe als heute als End-30er :)

Hoffe, das hilft Dir vorerst mal weiter :)

LGRik
 
Muskelaufbau funktioniert iA am besten durch Training im Hypertrophiebereich :knuddel: und nicht durch Übungen im Kraftausdauerbereich.
Marathonläufer haben durch Training und Wettkämpfe auch
Muskelkater, aber trotzdessen keine Muskelberge.:lachen:
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke Rik das hilft schonmal weiter.
Am Muskelkater gibt es nichts auszusetzen? Mir kommt die Zeit einfach ungewöhnlich lang vor, die ich zum regenerieren brauche.
Ja klar früher...:lachen:

Hobbysportler, auch dir danke, und Hypertrophie sagt mir selbstredend gar nix, aber ich denke ich weiß trotzdem was du meinst.

Es gibt da Maximal-,Schnell- und Ausdauerkraft, und ein Extrem beim einen bedeutet einen Verlust beim anderen, und alles auf Optimum trainieren geht nicht.

Da ich ansonsten meist schnelle Sachen über längere Zeiträume mache, dachte ich mit den langsam durchgeführten Liegestützen einen kleinen Ausgleich zu schaffen. Da stimmen natürlich weder die Sätze noch die Wiederholungen, aber das ist mir auch nicht so wichtig, da Muskelaufbau in der Masse nicht mein Ziel ist.
Trotzdem bilde ich mir ein, ein klein wenig Masse an den besonders beanspruchten Stellen zugelegt zu haben, während der Körper insgesamt eher schlanker wurde.

Muss ja auch so sein, dass mit besonderem Training nicht nur die besonderen Bereiche, sondern immer auch ein wenig das andere mit trainiert wird, sonst hätten ja Geräteathleten nicht ihre Muskelpakete?

Nochmal zur zeitlichen Planung...Die Liegestütze lieber gesondert mit möglichst viel Abstand zum Rest, oder doch lieber etwas weniger und direkt ins übrige Training integrieren?
 
Noch was dazu..

Gaaanz früher ging ich für ein paar Jahre ins Fitnesscenter, also richtig mit Gewichten und auf Masse trainiert.
Damals hatte ich anfangs Muskelkater, dann wenn ich mal ein paar Wochen wegen was auch immer pausiert hatte, aber in der regelmäßigen Trainingszeit war der nahezu weg. Einmal die Woche Bankdrücken, ab und an mal ne Scheibe mehr drauf, aber alles weitgehend ohne Muskelkater. Gilt so eigentlich auch für sämtliche Trainingseinheiten, wenn ich mich recht erinnere, Arme wie Beine.
Und jetzt hab ich Muskelkater für Tage jedes Mal, wegen Liegestütze!! (ja Hardcore toll), und zwar auch wenn ich die Liegestütze über Monate regelmäßig einmal die Woche mache.
Ist das jetzt die Besonderheit der Übung oder die Freude des Alters?
 
Für deine Zwecke würde ich die Trainingsmethode umstellen. Du trainierst bis zum Versagen - heißt: jedes Training ist ein Leistungstest. Es funktioniert aber besser, wenn du mehr machst, dich aber weniger verausgabst.

Konkret: Du solltest ab jetzt mehr Sätze trainieren, die dafür nicht bis zum Versagen der Muskulatur. Muskelkater kann verschiedene Ursachen haben, bei dir ist es wahrscheinlich nicht die Überbeanspruchung durch zu intensives Training - sondern eine Verletzung der Z-Scheiben durch entweder übertriebene Ausführungsgeschwindigkeit aus dem gedehnten Muskel oder eine viel zu schnelle Abwärtsbewegung.

Ich empfehle dir, Folgendes auszuprobieren (auf Liegestütze bezogen):

Beginne mit 6 Sätzen zu je 10 perfekt ausgeführten Liegestützen. Dann 2 Tage Ruhepause (es sollte kein Muskelkater auftreten). Ab dann steigerst du LEICHT - entweder je eine Wiederholung pro Satz, oder bei gleicher Wiederholungszahl ein Satz mehr. Auf keinen Fall darf übertriebene Anstrengung oder Muskelbrennen auftreten. Bei Anzeichen von Erschöpfung oder nachlassender Kontrolle der Ausführung ist die Übung zu beenden und eine Pause zu machen.

Dein Training ist jedes Mal ein Leistungstest - Training sollte aber Training bleiben: gezieltes, bewusstes, tagesformangepasstes Absolvieren von Übungen. Nicht ständiges Plätten des Körpers.
 
@experiment

Danke, ja, ich merkte schon beim Lesen eben, shit, das willste nicht hören aber so wird es sein.

Ich glaube auch, dass das im Grunde keine neue Erkenntnis für mich ist, aber wenn die Zeit vergeht und man mehr und mehr allein macht, nicht mehr im Verein, denkt man mitunter nicht mehr an alles.
Man hätte mich sehen müssen bei der jeweils letzten Liegestütze, am zittern und wackeln und Kämpfen um jeden Millimeter, um irgendwie doch nochmal nach oben zu kommen.
Für das Zeitliche war das natürlich immer ganz angenehm, schnell auspowern, alles rein in kurzer Zeit und gut. Ich glaube auch mental wird mir das sehr fehlen.

Joah, dann also mal wieder was umstellen, Abwechslung ist ja nix Schlechtes:)

Vielen Dank an alle, schönes WE!
 
Das Problem ist halt: dein Zentralnervensystem merkt sich "Kraftbahnen" - also immer wieder benutzte Bewegungswege, die es versucht, zu optimieren (da werden Nerven angelegt).

Wenn du eine Übung stark und schnell absolvierst, werden Nervenbahne für starke und schnelle Bewegungen angelegt.

Quälst du dich rum, merkt sich das ZNS hauptsächlich: Verlagere deine Anstrengungen sofort auf Maximallast, auf Sehnen und Bänder und benutze Schwung, damit du das irgendwie bis zur bitteren Erschöpfung hinkriegst. Nicht gut.

Besser wirst du nicht durch einmaliges Erschöpfen, sondern durch stetige Erhöhung des absolvierten Volumens und bessere Technik.
 
Kann mich gar nicht mehr erinnern, wann ich zuletzt mal irgendwas anders trainiert habe als bis zur totalen Erschöpfung.
Hoffentlich habe ich keine Schäden angerichtet im Laufe der Zeit:(

Ich verfalle leider gern der Versuchung, Phasen der Faulheit durch besondere Härte wieder ausgleichen zu wollen, wenn die Zeit da ist und die Musik passt:lachen:

Gilt das eigentlich auch für`s Joggen? Langsamer angehen lassen, nicht bis man konditionell nicht mehr kann?
 
Gilt das eigentlich auch für`s Joggen? Langsamer angehen lassen, nicht bis man konditionell nicht mehr kann?

Das ist es genauso. Zuerst die Grundlagenausdauer aufbauen.
Langsam und locker laufen. Also reden können während des Laufens wie man so schön im Volksmund sagt.
Und wer eine gewisse GA hat, darf gern auch über "mehr" nachdenken.

Deswegen sind ja die früher durchgeführten Betriebssportfeste der größte Blödsinn gewesen. Nie Sport machen und dann einmal im Jahr in allen möglichen Disziplinen Höchstleistungen vollbringen wollen.
Muskelfaserrisse, Zerrungen und Co lassen grüßen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Kann mich gar nicht mehr erinnern, wann ich zuletzt mal irgendwas anders trainiert habe als bis zur totalen Erschöpfung.
Hoffentlich habe ich keine Schäden angerichtet im Laufe der Zeit:(

Bleibenden, gesundheitlichen Schaden angerichtet wirst du kaum haben. Aber eben, "bis zur totalen Erschöpfung trainieren" ist weder notwendig noch sinnvoll. Es kann sogar kontraproduktiv sein. In diesem Sinne könnte man sagen, dass du mit weniger exzessivem Training mehr rausgeholt hättest.

Darum empfehle ich dir, zwischen "Training" und "Auspowern" zu unterscheiden. Wenn du trainierst, machst du das nach Plan, zielgerichtet und vernünftigt. Davon abgrenzen würde ich dann aber Einheiten, in denen es mir einfach darum geht, Vollgas zu geben, weil es vielleicht Spass macht oder so.

Ich verfalle leider gern der Versuchung, Phasen der Faulheit durch besondere Härte wieder ausgleichen zu wollen, wenn die Zeit da ist und die Musik passt:lachen:

Was heisst "Faulheit" - Achte mal drauf, ob diese Faultier-Phasen nicht einfach einer normalen Regenerationszeit gleichkommen. Sagen wir, du trainierst heute. Dann machst du 2 Tage nichts und trainierst erst dann wieder. Dann ist daran nichts, was du durch zusätzliche Härte quasi kompensieren müsstest. Wiederum sind es zweierlei Dinge: aus trainingstechnischer Sicht ist zusätzliche Härte nicht nötig. Wenn du aber eine Grenzerfahrung machen willst, dann ist das etwas völlig anderes.

Gilt das eigentlich auch für`s Joggen? Langsamer angehen lassen, nicht bis man konditionell nicht mehr kann?

Gerade im Ausdauersport und besonders im Amateurbereich (ich nehme an du bist kein Profiläufer, verdienst deine Brötchen also mit einem anderen Beruf ;) ) finden 90 Prozent des Trainings im Grundlagenausdauerbereich statt. Im Grunde könntest du auch 100% GA machen. Deshalb finde ich es auch etwas fragwürdig, dass man so oft von HIIT als Wunderwaffe propagiert. Hiit eignet sich für Leute, die eine gute Grundlagenausdauer haben und auf dieser Basis einen z. B. 12-Wochen-Block mit 2 Hiit-Einheiten pro Woche einschalten wollen, um die Temophärte zu verbessern.

VGRik
 
Hatte ein paar Tage kein Internet sry.

Ok Leute, nochmals vielen Dank für die Hilfe! Wird schon werden:)
Bin motiviert und Laufband ist auch da!

LG
 
  • Like
Reaktionen: Rik
Wollte mich nochmal kurz zurückmelden.
Bin jetzt im zweiten Durchlauf des umgestellten Programms, und Steigerungen hab ich noch nicht wirklich zu vermelden, aber es waren wohl tatsächlich die Sätze bzw. deren Anzahl. Sechs war mir zu heftig, habe früher auch mit vier trainiert und mich wieder dafür entschieden, aber es hat direkt eine ganz andere Art des Muskelkaters gebracht, so wie ich ihn auch noch von früher kenne. Statt sehr stechend und über längere Zeit andauernd fühlt es sich dumpf und weniger intensiv an, und vor allem, bereits am zweiten Tag ist er fast weg. Davor wurde es am zweiten Tag danach erst richtig schlimm:)

Thx:)
 
Zurück
Oben