Verzweiflung

sky_2017

New member
O.K. ich bin weiblich, angeblich attraktiv, aber meiner Meinung nach zu dick. Bei 167cm bringe ich 75 Kilo auf die Waage.
Als Optimistin habe ich gedacht, ich kann " locker" mit etwas Disziplin 7-8 Kilo abnehmen.
Unter Disziplin verstehe ich den totalen Verzicht auf Süßes, die Kalorien zu beachten, Bewegung und täglich zwei Liter Wasser zu trinken.

Meine Ernährung ist ausgewogen mit Eiweiß, Proteiinen, Kohlehydraten. Ich esse viel Fisch, Salate, Steak, Reis, Kartoffeln. Frittiertes lasse ich aus, genau wie Bratkartoffeln.
Auch hungere ich nicht, sondern sorge dafür, daß ich genügend esse und zwischendurch gibts Obst oder auch mal einen Joghurt ohne Fett und Zucker. Zucker im Kaffee ist ebenfalls für mich kein Thema, habe ich noch nie genommen. Bei Lust auf was Süßes esse ich 5-6 ungeschälte Mandeln.


Das hat auch erst mal 5 Kilo super funktioniert und dann gab es einen Stillstand. Dass dies normal ist, weiß ich. Also habe ich erst mal 8 Tage die Waage ignoriert und weitergemacht.
Aber jetzt kommmt der Oberhammer. Statt Gewicht zu verlieren, lege ich wieder zu. Hüftumfang messen erzielt das gleiche Ergebnis.
Mittlerweile beginnt für mich jeder neue Tag mit Tränen und Verzweiflung, weil die verdammte Waage täglich 200 Gramm mehr anzeigt. Wenn das so weitergeht, habe ich bald mehr drauf als vorher.

Was also mache ich falsch?
 
A

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Re: Verzweiflung
Hi,

kann es sein, dass du sehr viel Stress hast? Zeitdruck, Mobbing, Leistungsdruck, mangelnde Zuwendung durch andere oder zwanghaften Perfektionismus?

Es muss ja nen Grund geben, weshalb dich andere als attraktiv einschätzen, du das aber nicht glauben kannst.
 
Hallo Das Experiment,

das stimmt schon. Ich habe beruflich immer viel Stress und dann noch vor 5 Jahren meine nervtötende, verwitwete Mutter zu mir geholt. Aber alleine daran kanns ja nicht liegen. Diese Zustände bestehen ja nicht erst seit gestern. Ich bestreite nicht, dass ich attrraktiv bin. Aber was nutzt ein schönes Gesicht, wenn die Figur " verbeult" ist? Mittlerweile trage ich Größe 40 und kann mich selbst nicht mehr sehen.
 
Ich hab 2 Erklärungsansätze, die dir vielleicht weiterhelfen könnten. Die sind aber spekulativ - ich bin ja kein Arzt. Beide haben mit deinem erhöhten Stresslevel zu tun.

Vielleicht weißt du ja, dass "Stress" eine körperliche Gesamtreaktion auf einen auslösenden Stressor ist. Dieser Stressor bewirkt, dass du Angst vor ihm hast - also beispielsweise davor, dass du aus deiner Arbeit entlassen wirst, wenn du zu wenig Leistung bringst oder körperliche Angst vor einem fiesen Arbeitskollegen, oder Angst, wegen Unattraktivität keinen Lebenspartner abzukriegen und nicht geliebt zu werden. Dann gibt es auch noch Stressoren, die aufgrund ihrer Wiederholung krankmachen, weil sie Zeit, Nerven und Geld klauen - vielleicht ist ja deine Mutter so. Du kannst ihr nicht ausweichen und hast möglicherweise den ganzen Tag im Kopf: Oh nee, zu Hause sehe ich die Olle wieder und sie labert mich mit ihrem Zeug voll.

Diese Stressoren haben also gemeinsam, dass sie als sehr unangenehm empfunden werden. Der Körper will aus dieser Situation raus.

In der Entstehungsphase der Menschheit hat sich daher ein Reaktionsmuster entwickelt: Kampf oder Flucht. Die damaligen Stressoren waren lebensbedrohlich, erforderten also, dass sich der komplette Körper auf sie einstellt - nimm zum Beispiel einen angreifenden Wolf. In so einer Notsituation muss der Körper über seine eigentliche Leistungsfähigkeit hinausgehen: Er schaltet alle nicht direkt lebensnotwendigen Dinge ab (Verdauung, Sexualhormonproduktion, Zellregenration etc.) und konzentriert sich auf die Freisetzung von Kräften (Verspannung der Muskeln, Freisetzung von Zucker, Abschalten schwieriger Denkprozesse, etc.). Damit der Körper weiß, wann er das machen muss, setzt er Stresshormone ein. Sie wirken wie das Signal: "Lass die Hölle los!" Adrenalin ist zum Beispiel so ein Hormon.

Ist die Situation dann vorbei, setzt der Körper ein Stressabbau-Hormon ein: Cortisol. Es sagt dem Stoffwechsel: Fahr runter, ruh dich aus!

Das alles ist kein Problem, wenn man am Tag einem oder vielleicht 2 großen Stressoren ausgesetzt ist und ansonsten relativ ruhig leben kann. Jetzt kommt aber unser Alltag um die Ecke. Wir leben im tagtälichen Stress - du kannst fast nicht vor Lautstärke, Umweltverschmutzung, Reizüberflutung, Leistungsdruck, Mobbing, nervigen Mitmenschen, Zeitdruck und Geldsorgen fliehen.

Jetzt zu meinen Erklärungsansätzen:

1.) Insulinresistenz
Das wäre die Erklärung dafür, warum es erst nach 5 Jahren kommt. Der stressbedingte Zuckerflash im Blut führt bei gleichzeitigem Vorhandensein von zu vielen freien Fettsäuren (in der Stresssituation ist die Verdauung runtergefahren) zur Herunterregulation der Insulinrezeptoren. Folge: es wird immer mehr Insulin für die gleiche Menge zugeführten Zuckers ausgeschüttet. Dazu kommt, dass Cortisol (Stressabbau-Hormon) ein direkter Gegenspieler des Insulins ist und seine Wirkung teilweise aufhebt. Also wird mehr Insulin ausgeschüttet, um das Cortisol zu "überdecken" und endlich mit dem Zucker fertigzuwerden. Das Blöde: ist zu viel Insulin im Blut anwesend, kriegst du Hunger, obwohl du keinen Nährstoffbedarf hast.

2.)
Der zweite Ansatz betrifft das Cortisol selbst. Wie angedeutet: Cortisol wird als Antwort auf Adrenalin ausgeschüttet. Das passiert immer dann, wenn du aus dem unmittelbaren Stress raus bist. Dauert der Stresszustand aber extrem lang, oder hast du am Tag viele Sachen, die dich stressen, produziert der Körper Unmengen an Cortisol. Cortisol braucht aber ziemlich lang, um abgebaut zu werden - und wenn der nächste Stress nur ein paar Stunden später schon wieder auf dem Plan steht, muss es eingelagert werden. Und das geht in ausreichender Weise nur in speziell dafür angelegtem Zwischenorganfett.

Das würdest du daran merken, dass du vornehmlich an Hüfte und Bauch zunimmst, während Arme und Beine relativ schlank bleiben. Teilweise wird es aber auch im Gesicht eingelagert ("Vollmondgesicht") und trotz gesunder Lebensweise hast du einen merklich erhöhten Blutdruck.

3.) Lösungsansatz
Was könntest du aus diesen Informationen jetzt machen? Zu allererst solltest du darüber nachdenken, dein Stresslevel weit nach unten zu drücken. Es lohnt sich, dich über Stressvermeidung in Büchern zu informieren. Versuche zu entdecken, wo sich deine größten Stressoren befinden (meinetwegen gern auch hier) und ändere etwas an ihnen. Sie lassen sich immer ändern - möglicherweise nicht sofort und auch nicht immer durch Elimination.

Desweiteren könntest du deinen Blutdruck kontrollieren.

Versuche vielleicht auch, dir Ruhezeiten oder ein Hobby, dass dich die Zeit vergessen lässt, zu schaffen. Nur so kannst du die Cortisol-Speicher wieder leeren.

Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen helfen :)
 
1. Stress
2. Zwang
3. Stoffwechsel
4. Spaß

Stress ist der absolute Erfolgskiller.
Zwang bringt nur Stress.
Stoffwechsel, den wirst du dir geschrottet haben.
Spaß hast du definitiv nicht an der Sache.

Tipp:
Alles auf 0 setzen und nochmal überdenken. Neues Konzept entwickeln und loslegen. Tief durchatmen und entspannen, du willst abnehmen und nicht zum Mond fliegen.
 
Hallo Das Experiment,

herzlichen Dank für diese ausführliche Erklärung. Da hast Du Dir sehr viel Arbeit gemacht. Gerade Deine Aussage bezüglich des Cortisols hat mein besonderes Interesse geweckt. Gibt es irgendeinen Trick, wie ich das auf natürliche Weise " ankurbeln" kann? Von den Tablettchen oder Pülvercheb und was es da alles gibt, halte ich nichts. Das mag kurzfristig helfen, aber hilft letztendlich nur der Pharmaindustrie.

Interessant ist Deine Meinung, dass sich der ganze Stress jetzt erst nach 5 Jahren bemerkbar macht. Bisher habe ich immer gedacht, ich wäre eher stressresistent. Ein Hobby habe ich, das täglich neben Job und Mutter abends ca. 2-3 Stunden von mir betrieben wird.
Ganz genau, vor allem am Bauch und Hüften lege ich zu. Langsam komme ich mir vor wie das Michelin Männchen. Im Gesicht zum Glück nicht.
Mein Blutdruck ist etwas erhöht, was aber laut Arzt nicht tragisch ist. Die Werte liegen zwischen 80 und 130, oder auch mal 90 und 140.
Deinen Rat Literatur bezüglich Stressvermmeidung zu Rate zu ziehen, werde ich befolgen. Da finde ich bestimmt tolle Tipps.

Auf jeden Fall hat mir Dein Artikel weitergeholfen.

L.G. Sky_2017
 
Hallo FitterFit,

momentan ist es so, als wollte ich zumm Mond fliegen, nämlich unerreichbar. Ich denke auch, dass ich meinen Stoffwechsel " geschrottet" habe. Habe diesbezüglich einiges darüber gelesen.

Alles auf 0 setzen und neues Konzept entwickeln. Hast Du da evtl. eine Idee oder Anregung für mich?
Heute morgen hats schon wieder Tränen und Anfall auf der Waage gegeben. 100 g wieder mehr.
 
Gerade Deine Aussage bezüglich des Cortisols hat mein besonderes Interesse geweckt. Gibt es irgendeinen Trick, wie ich das auf natürliche Weise " ankurbeln" kann?

Nein, es gibt keinen Trick in dem Sinne. Der Anfang liegt bei Selbstreflexion - frage dich in einer ruhigen Minute, was genau bei dir immer Stress auslöst. Dahingehend verweise ich dich aber auf Fachliteratur, weil es da bessere Experten als mich gibt.

Ich kann dir lediglich als Beispiel nennen, was mich früher gestresst hat und ich abgeschaltet habe:
Auf Arbeit wurde mir immer Erfolgsdruck gemacht - ich durfte mir keine Fehler leisten. Mittlerweile ist mir das egal, Fehler muss man nur ausbügeln können und gehören einfach zum Lernprozess. Zudem war ich schon (zu) früh in einer Führungsposition - die Älteren haben immer viel von mir erwartet und waren schnell beim Meckern. Aber nun sage ich ihnen: Ihr wart zu ängstlich, Verantwortung zu übernehmen, also findet euch mit meinem Führungsstil ab, oder kritisiert konstruktiv!
Dann der zweitschlimmste Stressfaktor der Welt: Scheidung! Ich musste lernen, meiner Exfrau zu vergeben und mit viel weniger Geld klarzukommen. Das Gericht verdonnerte mich zu ziemlich hohen Unterhaltszahlungen - für mich völlig ungerechtfertigt, weil mich überhaupt keine Schuld traf. Mit Ungerechtigkeit klarzukommen, war für mich eine Schlüssel-Lektion.
Dann hat mich mein Vater immer mit Erwartungen gestresst. Fast 2 Jahre habe ich den Kontakt abgebrochen, um mein eigenes Leben aufbauen zu können. Das war echt ein Dauerstress, der beendet werden musste. Ich suchte den Kontakt und wich dem Streit nicht mehr aus. Es wirkte wie ein reinigendes Gewitter und seitdem kommen wir klar.

Von den Tablettchen oder Pülvercheb und was es da alles gibt, halte ich nichts. Das mag kurzfristig helfen, aber hilft letztendlich nur der Pharmaindustrie.

Meine Frau ist Pharmazeutin - und hat deshalb auch Einblicke in die "Industrie". Die Pharmaindustrie hat ihren schlechten Ruf nicht verdient. Nahrungsergänzungsmittel mit hoher biologischer Resorptionsrate werden die Gesundheitsgaranten der Zukunft sein. Gerade bei Stress verbaucht der Körper eine Unmenge Mineralien - allen voran Magnesium. Wenn ich dir also was empfehlen kann, dann täglich 500 mg Magnesium-Bisglycinat und ein Multivitamin-Präparat aus der Drogerie vor dem Einschlafen.

Bisher habe ich immer gedacht, ich wäre eher stressresistent.

Das denkt jeder von uns, der mit Durchhalteparolen großgezogen wurde. Die Menschen der großen Industrienationen leiden unter extremem Stress, obwohl es ihnen finanziell gut geht. Der Zusammenhang, mit harter Arbeit möglichst viel Wohlstand zu schaffen, andererseits durch die harte Arbeit auszubrennen, ist vielen nicht im Bewusstsein.

Deinen Rat Literatur bezüglich Stressvermmeidung zu Rate zu ziehen, werde ich befolgen. Da finde ich bestimmt tolle Tipps.

Der größte Rat, den ich dir geben kann, ist: Beobachte dich selbst in Stresssituationen. Versuche, dir immer klarer darüber zu werden, was genau Stress in dir auslöst. Vielleicht willst du irgendwann mal Kinder - bis dahin solltest du einen Großteil deiner Stressoren bekämpft haben, sonst übertragen sie sich auf sie.
 
Ich bin ebenfalls in führender Position und muss ein Team mit 12 Leuten leiten. Mir gehts ähnlich wie Dir, nämlich " blos keinen Fehler machen". Unterläuft mir trotzdem mal einer, geht für mich die Welt unter. Vielleicht sollte ich Deine Haltung diesbezüglich annehmen. Aber ich habe an mich eine hohe Erwartenshaltung. Immer 110% statt 1000%. Momentan überlege ich,, ob ich einfach Urlaub nehme und mal alles für 3 Wochen hinter mir lasse. Vielleicht eine schöne Reise mache.
 
Ein Ansatz alles auf 0 zusetzen ist sich mal hinzusetzen und sich gut überlegen was man da eigentlich macht.
Bewusst Leben und das Leben bewusst war nehmen, schon mal probiert ohne Stress zu essen?
Momente der Ruhe geniessen und nicht die Situation in der man Stress hatte vor Augen halten.
Ich halte z.b oft beim Laufen an wenn ich einen schönen Platz gefunden habe und atme tief durch.
Ich lebe nach den Grundsatz, alles kann aber nichts muss.
 
Hallo FitterFit,

da hast Du einen für mich wichtigen Punkt angesprochen. Essen ohne Stress. Meistens sitzen einige Mitarbeiter von mir an meinem Tisch und essen mit mir. Nur werde ich dann oft nach dem jeweiligen Projekt gefragt, was er/sie da besser machen kann, oder einer hat was nicht verstanden. Ich muss mir also noch Arbeit mit in die Pause nehmen.
 
Ein Ansatz alles auf 0 zusetzen ist sich mal hinzusetzen und sich gut überlegen was man da eigentlich macht.
Bewusst Leben und das Leben bewusst war nehmen, schon mal probiert ohne Stress zu essen?
Momente der Ruhe geniessen und nicht die Situation in der man Stress hatte vor Augen halten.
Ich halte z.b oft beim Laufen an wenn ich einen schönen Platz gefunden habe und atme tief durch.
Ich lebe nach den Grundsatz, alles kann aber nichts muss.

Schöne Plätze habe ich hier, an die ich mich im Sommer oder Herbst bei Sonnenuntergang zurückziehe und zuschaue,, wie die Sonne versinkt. Manchmal habe ich auch die Kamera dabei und wenn der Sonnenuntergang besonders schön ist, mache ich Fotos.
 
Pause ist Pause und wenn Feierabend dann bleibt die Arbeit auf der Arbeit.

Erinnere dich doch an die schönen Momente und atme tief durch, es kann bei uns noch soviel Arbeit sein Stress mache ich mir deswegen nicht. Warum auch?
Als ich einmal fast vor einen Zusammenbruch Stand ( da habe ich beim Catchering gearbeit ) und mir der Arzt das gesagt hatte, schworr ich das mir das nicht noch einmal passiert. Es dankt dir sowieso niemand.
 
Es kommt ja noch hinzu, dass du von deinen Kollegen mit den Fragen gestresst wirst - hast du wirkliche Option, "Nein" zu sagen? Würden sich deine Kollegen beleidigt fühlen, wenn du ihre Fragen abweist? Sich Fremdbestimmung ausgesetzt zu sehen, die man nicht abzuwehren imstande ist, ist ein starker Stressfaktor.
 
A

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Re: Verzweiflung
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