Gesund trainieren?!

dirtyclint

New member
Hallo,

ich hoffe, mein Beitrag wird nicht zu lang und wenn, dann hoffe ich, dass er dennoch gelesen wird.

Warum diese kurze Einleitung? Weil ich viele Gedanken habe, die mir keine Ruhe lassen und ich hier mal niederschreiben und nachfragen möchte.

Man hört ja immer, man soll gelenkschonend trainieren, damit man auch Ü40 noch ohne überdurchschnittliche degenerative Verschleißerscheinungen an Gelenken, Knochen, Sehnen und Bändern durchs Leben kommt, was ja eigentlich Leistungssport zu 100 % ausschließt, wie ich meine, aber darum geht es mir nicht.

Es geht mir um den "Normalsterblichen", der 2 - 4 Mal in der Woche - je nach Lust, Laune, Zeit ... trainiert (Gym, Park, zu Hause), ob jetzt mit Gewichten, "nur" mit seinem eigenen Körpergewicht, in Geräten, mit Schlingentrainern, Ringen, Traktorreifen, Ropes, Kettlebells ... whatever.

Neuen Studien zufolge kann man auch mit Kraftausdauertraining stärker, bigger werden, wobei man da wohl beachten muss, dass es da auch nicht ausreicht 15 x 50 kg beim Bankdrücken zu bewegen, obwohl man locker 15 x 100 schaffen würde, da dann der Reiz, die Intensität doch zu gering wäre, um den Muskeln und anderen Strukturen zu sagen, dass die wachsen müssen. Dieses Kraftausdauertraining geht also wohl auch mit einer hohen Intensität einher, was entsprechende Gewichte, Widerstände ... bedeutet.

Was aber ist jetzt gelenkschonend?

Viele sagen, dass Bodybuilding das gelenkschonendste Training ist, weil viele, aber nicht nur, Isos. Genau das wird dann von anderen Kraftdreikämpfern, Powerliftern, Gewichthebern benutzt, um zu sagen, dass genau dieses Iso-Training eher schlecht sei, da man wenig bis gar nicht funktionell seinen Körper trainiert, weil eben die meisten Grundübungen entweder komplett fehlen oder nur so nebenbei trainiert werden. Dann gibts noch die Turner oder die Jungs, die dem Hype des Calisthenics verfallen sind, die meinen, dass man seinen Körper nur richtig gesund mit dem eigenen Körpergewicht trainieren kann, da das eigene Körpergewicht i. V. m. natürlich gewissen Hebeln, Progressionen der limitierende Faktor ist, soweit man nicht mit Zusatzgewichten trainieren möchte. Dann gibts noch die Kettlebellfraktion, die ihre Kugel als DAS Trainingsgerät "verkaufen", weil man mit Kettlebelltraining Bewegungen trainiert und keine Muskelgruppen! Ok, war mir jetzt auch neu. Kreuzheben z. B. ist also auch Null funktionell und damit trainiert man keine Bewegung, sondern nur Muskelgruppen!?

Mir geht es nicht um die verschiedenen Zielsetzungen dieser einzelnen Gruppen. Natürlich geht es einem Bodybuilder um ganz andere Dinge, als einem Kraftdreikämpfer usw. usf.

Gibt es wirklich unabhängige sportwissenschaftliche Studien, aus denen hervorgeht, dass Training X (deutlich) besser für den menschlichen Körper ist, als Training Y? Dass Maximalkrafttraining dauerhaft einfach schlecht für die Strukturen ist, auch wenn es andere Stimmen geben mag!?

Klar, es gibt individuelle Unterschiede, jeder Körper ist anders, schlägt auf Trainings verschieden an, dem einen macht dies Spaß, dem anderen nicht. Aber darum gehts mir auch nicht.

Es geht mir möglichst um eine objektive Auskunft darüber, Training Z ist mit Abstand das beste Training, wenn man gesund alt, stärker, größer, kraftausdauernder werden möchte. Vielleicht geht ja natürlich nicht alles gleichzeitig auf einmal - grundsätzlich. Ausnahmen gibt es ja immer wieder, aber dass ein Powerlifter bei einem Halbmaration einer der letzten sein wird, dürfte wohl klar sein. Hier geht es mir auch nicht um die Ausdauer, das Cardio, was man ja eh anders trainiert. Es geht mir hier um Muskelaufbautraining, Bodyforming, etwas für seinen Körper tun, damit besser, als der Durchschnitt zu sein, aber bitte möglichst gesund und das dauerhaft.

Ja, ich weiß selbst noch, was ich will und meine. Es ist vielleicht schwieriger, das in Worte zu fassen, was ich meine. Vielleicht habe ich aber schon viel zu viel geschrieben?

Grüße

DC
 
Darauf gibt es eine ganze einfache Antwort.
Jede Form von Bewegung ist gesund und tut dem Körper gut. Welche Art von Bewegung das nun ist spielt dabei keine Rolle, den Bewegung braucht der Körper sonst verkümmert Er. Ob du jetzt 500 kg Kreuzheben machst oder einen 100 km Lauf in 5 Std. läufst ist dabei völlig egal. Das Alter wird dir deine Grenzen automatisch nach unten setzen, sofern du keine Steroide benutzt.
 
Der Grat, auf den du hinauswillst, ist schmal. Wie schon Freud sagte: man kann sich zu Tode schonen.

Der menschliche Körper ist darauf ausgelegt, Widerstände zu überwinden und "rechnet" einen gewissen Verschleiß mit ein. Wie hoch der genau ausfällt, liegt in der individuellen Genetik. Das kann man auch nur abschätzen, z.B. anhand der Dicke des Handgelenks (je breiter, umso besser verkraftet man durchschnittlich schweres Widerstandstraining, ist aber nur eine Orientierung).

Letztendlich steuert der Körper auch gegen: Beispiel Powerlifting: viel schweres Kreuzheben veranlasst den Körper zu einer zusätzlichen Kalziumeinlagerung in den Knochen - das Skelett wird dichter und stabiler. Trainiert ein Bodybuilder jetzt z.B. die gleiche Muskulatur, aber an Geräten (Hyperextension z.B.), wirkt keine dermaßene Kompressionskraft auf den Körper. Powerlifting wäre demnach "gesünder", wenn man gleichzeitig vernünftig mit Schwerstlasten umgehen würde.

Also muss eine entscheidende Komponente rein: Bewegungserfahrung. Du musst lernen, ein Gewicht/deinen Körper bewusst gegen Widerstand einzusetzen. Konzentriere dich auf die Zielmuskulatur und nimm Schwung und Ruckeln raus. Dein Ziel muss sein, einen Widerstand (unabhängig von der reinen metrischen Zahl des Gewichts) komplett kontrollieren zu können. Nur aus Kontrolle wird Stabilität, aus der wiederum gesunder Progress erwächst. ich hab mich in 14 Jahren Bodybuilding/Powerlifting nicht ein einziges mal verletzt. Im Fußball und Kickboxen kann ich die Verletzungen nicht zählen - nur deshalb, weil es unkontrollierbare Bewegungen waren, die eben im Eifer des Gefechts passiert sind. Das trifft leider auch auf das olympische Gewichtheben zu, da explosive Bewegungen dort die Hauptrolle spielen, an die sich Anfänger viel zu früh rantrauen (danke Crossfit ;) ).

Also: es gibt nichts Gesünderes, als Widerstandstraining. Wenn du lernst, kontrolliert Kraft auszuüben, ist wohl irgendetwas zwischen Calisthenics, Bodybuilding und Powerlifting das meiner Meinung nach gesündeste.
 
Also wenn man so argumentiert ist nichts gesünder als Laufen. Nichts an Bewegung greift so massiv in die Gesundheit ein wie das Laufen. Um jetzt alles ausgiebig aufzuzählen würde ein extrem langen Text geben.
Gibt einfach mal bei einer Suchmaschine ein was Laufen im Körper alles bewirkt und du wirst überrascht sein. Sicher es lässt deine Muskeln nicht so riesig werden oder du siehst nicht aus wie der Beach Boy im Film, aber ein gesünderen Sport gibt es nicht.
Ich denke aber darauf will hier keiner raus.
Was du suchst liegt irgendwo zwischen Joggen und Bodybuilding.
 
Ich sehe das genau so wie das Experiment.
Viele haben Angst vor schweren Lasten und sind immer der Meinung, es würde die Gelenke kaputt machen, was bei korrekter Ausführung aber nicht der Fall ist. Tatsächlich habe ich mich als Jugendlicher als ich angefangen habe mit leichten Gewichten mal verletzt - Eben weil die Ausführung nicht gepasst hat und ich unerfahren war. Das Körpergefühl und Muskelgefühl war einfach noch nicht ausreichend vorhanden. Heute bewege ich etwa die 3 - 4 fachen Lasten und bin seit vielen Jahren komplett Verletzungsfrei - trotz intensiven Training mit extremen Gewichten. Andere arbeiten mit Kindergewichte im Studio, da sie sich ja nicht kaputt machen wollen und jammern ständig rum wegen Schulter und Knieschmerzen :eek:

Also keine Angst vor schweren Gewichten, solange du sie kontrollieren kannst. Gefährlich wird es nur, wenn du dich übersätzt und Lasten bewegen möchtest, welche mit einer korrekten Ausführung nicht möglich wären.
 
Ob es DIE ideale Sport-/Bewegungsform für den menschlichen Körper gibt, will ich mal dahingestellt lassen. Aber das ist wohl auch nicht das Ausschlaggebende. Die Art und Weise machts, wie auch in den Beiträgen weiter oben schon angeklungen ist.

Man kann sich mit der an sich natürlichen Bewegungsform "Laufen" völlig kaputt machen, wenn man als untertrainierter Mensch einen Marathon durchwürgt. Umgekehrt kann man durch kontinuierliches, progressives Krafttraining im Laufe der Zeit massive Gewichte stemmen, ohne dem Körper Schaden zuzuführen.

Es geht also immer um eines: der eigenen Leistungsfähigkeit entsprechend trainieren, allmählich steigern und die Freude dabei nicht vergessen ;-)

Ausserdem noch den einen oder anderen Punkt aus deinem Posting:

Man hört ja immer, man soll gelenkschonend trainieren,...
Das ist gewiss richtig. Aber wie trainiert man gelenkschonend. Lange Zeit galt z.B. Laufen mit gedämpfter Sohle und / oder weichem Untergrund (Waldboden) als gelenktschonend. Mittlerweile hört man, dass allzu weich ebenso auf die Gelenke schlägt wie zu harter Boden, weil weicher Untergrund / Sohle Instabilität ins Laufen bringt und bei zu wenig kräftiger Muskulatur (Stichwort Einsteiger) die Gelenke in Mitleidenschaft ziehen kann.

Was die Sache mit den verschiedenen Meinung verschiedener Sportarten-Vertreter angeht: Da ist definitiv sehr viel Marketing und Halbwissen dabei. Darauf würde ich nichts geben. Such Dir einen Sport, der dir Freude macht. Fang sachte an. Steigere dich. Werde stärker, ausdauernder etc. Erreiche im Laufe der Zeit allmählich ein immer höheres Niveau. Nur nichts übers Knie brechen. Der Körper wird sich anpassen und du wirst gesund bleiben.
 
Ich weiß das ich jetzt eine Welle der Empörung los trete, aber ich kann diesen Mythos und hoch rederei nicht mehr hören oder lesen.
Man kann sich nicht kaputt laufen und einen Marathon kann absolut jeder schaffen, das ist nichts aber auch rein gar nichts besonderes. Das ist der beste Marketing Gage der Sportindustrie den es je gegeben hat. Jeder der viel läuft oder auch schon mal Marathon gelaufen ist weiß das.
Wozu dann trainieren? Um schneller zu werden, dafür ist das Training da.
Das musste jetzt raus.
Zurück zum Thema.
Mache das was du gerne tust und tue es dann richtig.
 
Mit dem Begriff "Widerstandstraining" meinte ich auch Ausdauersportarten, wie z.B. Laufen. Auch da wirkt man gegen die Schwerkraft und setzt Muskulatur bewusst zur Fortbewegung ein. Schlussendlich ist unsere menschliche Evolution dadurch initiiert, dass wir gelernt haben, aufrecht zu gehen. Die Hände waren frei, um damit Werkzeuge, Waffen und Nahrungsmittel herzustellen etc. Und nicht zuletzt waren wir vor den Zeiten des Ackerbaus und der Viehzucht nomadisch geprägt: immer dem Essen hinterher laufen.

Die Frage ist nur: In welcher Geschwindigkeit haben wir das getan? Da Nahrung zu Urzeiten des Öfteren Mangelware war (ersichtlich an erhaltenen Knochen, welche Mangelerscheinungen aufweisen), war es wohl energetisch nicht sinnvoll, ständig zu rennen. Mehrere Studien weisen darauf hin, dass sich der jagende Urmensch großteils wandernd und kletternd fortbewegt hat. Ein Sprint war wohl nur in der Endphase einer Jagd, oder zur Flucht notwendig.

Vom epigenetischen Standpunkt aus könnte man also sagen: die ursprünglichste "Sportart", auf die wir anatomisch und hormonell eingestellt sind, ist wohl Wandern, unterbrochen von ein paar Klimmzügen ;)
 
Falk Cierpinski mit Bestzeit ... arme Sau, immer in den Fußstapfen seines Vaters ...

Ich denke aber, wir waren hier soweit, uns vom Leistungssport abzugrenzen ;)
 
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