Gründe fürs Scheitern und Gegenmaßnahmen

HIT4Life

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Wohl jeder kennt die Situation: Man gibts sein Bestes aber die Fortschritte bleiben aus oder nehmen sogar ab. Woran liegt das? Wie kann man gegensteuern?

1. Man isst zu wenig. Der Aufbau von Muskelmasse benötigt einen Kalorienüberschuss. Das klingt eigentlich simpel. Am Anfang hat man damit kaum Probleme aber man darf 3 Dinge nicht vergessen. Je schwerer man wird desto größer muss der Überschuss werden. Gleichzeitig verbraucht der Körper alleine durch sein größeres Gewicht mehr Kalorien. Zu guter letzt steigt der Energieverbrauch wenn die Gewichte steigen. Die Lösung? Die ist nicht im Kalorienrechner zu finden, denn dieser gibt lediglich einen Richtwert aus. So viel wie möglich zu essen ist auch keine Lösung (außer man nimmt signifikante Fettzunahme in Kauf). Sofern es eine wirkliche Lösung gibt so ist diese in der graduellen Erhöhung der Kalorienzufuhr zu finden. Es ist schwer einen guten Referenzwert zu finden aber mit +200kcal anzufangen sollte möglich sein. Zu guter letzt noch ein wichtiger Hinweis: Supplemente sind nicht die Lösung.

2. Man versteht den Körper nicht. Der Körper ist auf Überleben eingestellt. Zu diesem Zweck hält er an einem energieeffizienten Gewicht fest - im Normalfall. Das bedeutet der Körper will weder an Masse noch an Fett zunehmen. Auf der anderen Seite versucht er bei Gelegenheit etwas loszuwerden - Stichworte Katabolismus und Übertraining. Wenn man zu viel und/oder zu intensiv trainiert kann sich der Körper nicht mehr ausreichend erholen. Die logische Konsequenz: Je mehr Muskelmasse vorhanden ist, desto mehr Erholung braucht der Körper. Bekommt er diese nicht so wird es zuerst zum Stillstand und danach zum Abbau kommen. Übertraining tritt auch nicht im Training selbst auf. Vielmehr ist es das Resultat von zu wenig Erholung im Verhältnis zur Trainingseinheit. Man könnte heute sein Trainingspensum verdoppeln und täglich 12 Stunden schlafen und die Anzahl der Pausentage stark erhöhen. Das Problem ist - irgendwo gibt es eine Grenze denn die wenigsten können 12 Stunden pro Tag schlafen und wer will schon 1x pro Woche trainieren.

3. Das Ego. Dieses besteht meist aus 2 Komponenten. Zum einen der klassische Drang so viel Gewicht wie möglich zu bewegen egal was es koste. Das andere Übel besteht darin zu glauben was für andere gilt, das ist für einen selbst nicht gültig da man stärker, besser, ausdauernder usw. ist. Wenn man in ein kommerzielles Studio geht dann trifft man auf einen hohen Prozentsatz an Leuten auf die beides zutrifft. Viel Gewicht auf der Hantel ist nicht gleich viel Kraft oder gar viel Wachstumsreiz. Der Klassiker ist meist Bankdrücken wo die Hantel 10-15 cm nach unten fällte und schön vom Brustkorb abfedert und so den schwersten Teil der Übung durch Schwung überwindet und der Bizepscurl in den der gesamte Oberkörper involviert ist. Das ist kein effektives Training weil die Muskelbelastung zu gering ist sofern man natural trainiert. Das zweite Problem ist auf den ersten Blick einfacher zu lösen jedoch benötigt es der umfassenden Einsicht. Wie oft habe ich schon Dinge gelesen wie "mein PITT Plan". Es gibt keinen solchen Plan - es gibt nur "einen" PITT Plan und der ist auch einmal so auszuführen. Auch wenn man den Plan individualisieren kann/muss gibt es leider sehr viele Trainierende die gleich mal das Trainingsvolumen verdoppeln. Das mag zwar irgendwas sein aber entspricht nicht dem Gedanken von PITT und zeugt nur davon, dass man keine Ahnung hat.

4. Die menschliche Natur. Mehr ist besser. Schön wärs aber der Körper ist keine Maschine sondern besitzt begrenzte Ressourcen. Der Schluss daraus: Man muss seine Ressourcen so effektiv und effizient nützen wie möglich. Ganz ähnlich zu einer finanziellen Investition. Man kann wenig, viel oder gar nichts herausholen. Darum kann man auch nicht 100 schwere Sätze machen ohne überzutrainieren. Zu wenig zu trainieren ist wesentlich schwieriger als zu viel.

5. Man hat kein echtes Trainingssystem. Das individuell beste Trainingsprogramm zu finden ist schwer - vielleicht sogar unmöglich. Möglicherweise müsste man jeden Muskel mit unterschiedlicher Intensität, Belastung, Wh-Zahl usw trainieren. Das bedeutet aber nicht, dass es keine guten Systeme gibt. Ob Volumen oder Intensität - beides KANN funktionieren. Was jedoch nicht funktioniert ist ein schlechter Mix daraus. Wohl kann man zwischen einem Satz mit 100% und 5 Sätzen mit 70% einen Mittelweg gehen aber man kann nicht 5 Sätze bis zum Versagen führen oder einen Satz zu 80% ausführen und sich davon Erfolge versprechen. Wichtig ist zu verstehen welche Ziele Volumen und Intensitätstraining verfolgen. Volumentraining verfolgt den Ansatz, dass durch (mehrere) submaximale Sätze eine hohe Gesamtleistung erbracht werden kann und dadurch Hypertrophie ausgelöst wird. Intensitätstraining setzt meistens auf einen Satz und auf zielt darauf ab möglichst viele Wiederholungen zu schaffen d.h. die Maximalleistung permanent zu erhöhen. Trainiert man mehr als einen Satz bis zum MV so erreicht man nichts außer einer höheren Belastung des ZNS denn was sollte ein weiterer Satz mit einer submaximalen Leistung bringen das ein maximaler Satz nicht geschafft hat?Auch beim Volumentraining ist es nicht sinnvoll Unmengen an Sätzen zu machen denn hier geht es um Stimulation. Hinzu kommt, dass mit jedem weiteren Satz die Leistung abnimmt und sich die berechtigte Frage stellt ob weiterhin Stimulation erfolgt oder nur noch Erschöpfung. Hier im Forum habe ich vor einiger Zeit einen Thread der ungefähr "Welchen Split für Masseaufbau" gelautet hat gelesen. Es ist echt traurig, dass sich mittlerweile soviel Unwissen verbreitet hat, dass manche glauben man müsste einen bestimmten Split machen um aufzubauen. Dieser ist komplett irrelevant. Jeder GK und jeder Split kann für Masseaufbau sorgen wenn die Parameter stimmen - manche mehr und manche weniger. Fürs Volumentraining empfehle ich übrigens noch auf eine höhere Frequenz als auf eine höhere Satzzahl zu setzen. Dadurch kann man jede Woche relativ viele schwere Sätze und viele Whs ausführen wenn man z.B. mit einem 2er Split 3x pro Woche trainiert. Ein weiterer Bonus ist die Verbesserung der Ausführung durch öfteres "üben".

6. Die eigene Faulheit: Obwohl viele die Beispielpläne im Forum ignorieren und zumeist komplett sinnlose Pläne posten und diese verbessert haben möchten gibt es auch viele Trainierende die Plan XY blind übernehmen. Der Sinn von Beispielplänen ist es, eine solide Basis für die breite Masse zu schaffen. Dennoch müssen diese den individuellen Anforderungen angepasst werden. Daher gilt es, das eigenen Training kritisch zu beurteilen und die Signale des Körpers zu analysieren. Beispielsweise ist Übung A für Trainierenden X gut aber für Y nicht. Dies kann aber niemand per Ferndiagnose feststellen sondern ist Aufgabe eines jeden Trainierenden selbst.

7. Externe Faktoren: Während man an den Punkten 1-6 wirklich gut arbeiten kann so gibt es Einflüsse von außen die sich nicht immer so leicht handhaben lassen. Das kann Stress in der Arbeit, Gruppendruck und vieles mehr sein. Hierfür gibt es natürlich keine Patentlösung sondern lediglich individuelle Maßnahmen. Natürlich ist mir klar, dass es auch noch ein Leben außerhalb des Trainings gibt aber man wenn man Erfolg haben will, dann muss man auch Opfer bringen.

Wieder eine Menge zu lesen aber ich hoffe, dass sich die Mühe lohnt
 
Danke schön für den Klasse Text.

Also Ego, Übertraining, Stress.
Das wird es bei mir sein.
Zudem zuviele Supps über nen langen Zeitraum.

LG
 
Klasse Artiekl Hit! Sehr gut geschrieben.

Ich denke, das sogar Fortgeschrittene noch einiges aus diesem Artikel entnehmen können!
 
Du bist auch noch ziemlich am Anfang. Irgendwann wirst du einen Überschuss brauchen. Wieso sollte der Körper Muskeln aufbauen, wenn er gerade soviel kcal bekommt, dass er seinen derzeitigen Status halten kann? Wäre ja sinnlos.
 
Sehr guter Text! Meiner Meinung nach solltest du vl. noch reinschreiben, dass auch genügend Schlaf ein wichtiger Faktor ist!
 
Sehr guter Text! Meiner Meinung nach solltest du vl. noch reinschreiben, dass auch genügend Schlaf ein wichtiger Faktor ist!

Ich wollte das Thema etwas "globaler" aufgreifen und habe es in Punkt 2 etwas umfassender beschrieben. Jemand der zu wenig schläft der versteht seinen Körper nicht - so einfach ist das meiner Meinung nach. Natürlich kann auch Punkt 7 in zu wenig Schlaf resultieren.
 
Gerade 1 und 5 sind hier besonders relevant wie ich finde.

Danke für den guten Thread, ich hab ihn selbst sehr aufmerksam gelesen und weis,dass ich noch einniges zu verbessern habe. Danke ;)!
 
Wenn ichs jetzt richtig verstanden habe, dann sollte man beim Volumentraining 3x10 wiederholungen machen, die letzten Wiederholungen müssen aber noch relativ locker gehen?
 
Wenn ichs jetzt richtig verstanden habe, dann sollte man beim Volumentraining 3x10 wiederholungen machen, die letzten Wiederholungen müssen aber noch relativ locker gehen?
Nein, Volumen heißt, wie der Name schon sagt, das man mit einem höheren Volumen trainiert, was natürlich unterschiedlich ausfallen kann...
...auch Muskelversagen muss im Volumentraining kein Tabu sein...





Gruß Eisi
 
wie ist das denn dann genau mit den 80% gemeint? beim Volumentraining 3x10 und beim intensität 1x so viele wd. wie man schafft? Was haben dann die Prozentzahlen damit zu tun?
 
mit den %Zahlen wird von der 1RM oder 5RM - diese entsprechen dann 100% - ausgegangen. 80% ist in etwa jenes gewicht, mit dem du deine vorgegebene WH Zahl erreichst.
 
Trainiert man mehr als einen Satz bis zum MV so erreicht man nichts außer einer höheren Belastung des ZNS denn was sollte ein weiterer Satz mit einer submaximalen Leistung bringen das ein maximaler Satz nicht geschafft hat? Auch beim Volumentraining ist es nicht sinnvoll Unmengen an Sätzen zu machen denn hier geht es um Stimulation. Hinzu kommt, dass mit jedem weiteren Satz die Leistung abnimmt und sich die berechtigte Frage stellt ob weiterhin Stimulation erfolgt oder nur noch Erschöpfung.

Wird davon abgeraten, dass man jeden Satz bis zum MV durchzieht? Dann müsste man das Gewicht ja so wählen, dass so etwas höchstens im letzten Satz erfolgt, aber wo bleibt dann der Reiz in den vorherigen Sätzen?

Beispiel:
Ich mache 4 Sätze Bankdrücken. Die ersten zwei Sätze klappen meist noch ohne MV und sehr sauber, aber gegen Ende des dritten Satz ist meist schon so gut wie Schluss. (knapp vor kompletten MV, manchmal versagt er auch zwischen der 7-10 WDH)

Nach dem Zitat oben wird jetzt davon abgeraten den vierten Satz zu machen (anscheinend noch nicht mal so viele saubere WDH wie man schafft), weil im dritten Satz der Muskel schon "versagt" bzw. fast "versagt" hat. Dachte, dass gerade jetzt im vierten Satz der größte Reiz für den Muskel erfolgt, eben weil der Muskel fast komplett platt ist. Warum spricht man oben dann von "sich die berechtigte Frage stellt ob weiterhin Stimulation oder nur noch Erschöpfung" (?)
 
Ein Reiz ist keineswegs gleichbedeutend mit Muskelversagen und im Mehrsatz- oder besser gesagt Volumentraining nicht das Ziel. Alleine das Wort Volumen gibt ja schon wieder worauf diese Trainingsmethode beruht im Gegensatz zum Intensitätstraining. Volumen und Intensität hängen negativ voneinander ab und Muskelversagen ist höchst intensiv und somit muss das Volumen gering sein denn einerseits kann man nur in einem Satz 100% bringen und durch diese Intensität ist der Regenerationsbedarf alleine schon sehr hoch. Macht man jetzt weiter kann man die 100% in diesem Training nicht mehr toppen sondern verstärkt den Regenerationsbedarf denn ein bereits müder (körperlich und mental) Körper wird noch mehr ermüdet.

Der Sinn des Volumentrainings ist es hingegen mehr Arbeit zu verrichten d.h. heute 5 Sätze mit 70kg und das nächste mal 72,5kg. Wenn man jetzt noch überall 10 Whs dazuzählt hat man eine Steigerung von 50x2,5kg. Man könnte auch soweit gehen und sagen, dass hohe Intensität vor allem die Regeneration des zentralen Nervensystems betrifft und Volumentraining die Energiespeicher der Muskulatur. Dementsprechend ist die Kombination aus beidem keine gute Idee. Man kann es natürlich trotzdem machen wenn man z.B. nur 1x pro Woche trainieren möchte aber das betrifft wohl die wenigsten.

Leider wird die Regeneration halt nie ernst genommen auch wenn jeder nachplappert, dass der Muskel nur in den Pausen wächst. Wann soll der Muskel denn wachsen wenn man immer trainiert bevor die Regeneration abgeschlossen ist.

Mehr dazu gibt es in Kürze nachdem ich schon mehrere Wochen an einem kleinen Guide arbeite und dieser fast fertig ist.
 
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