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Das Experiment

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Hallo liebe Fitness-Freunde!

Da ich immer wieder nach guter Fitness-Literatur gefragt werde, möchte ich hier die meines Erachtens lohnenswertesten Bücher meiner Bibliothek in unregelmäßigen Abständen vorstellen.
 
Hartmann/Tünnemann: "Das große Buch der Kraft"

Autor: Jürgen Hartmann, Harold Tünnemann
Titel: Das große Buch der Kraft
Verlag und Jahr: Sportverlag Berlin, 1990
Genre: Bodybuilding/ Kraftsport
Link: Das große Buch der Kraft

Mein allererstes Buch in Richtung Sport überhaupt. Ich kaufte es damals einer Kommillitonin für schmales Geld ab und las es gefühlte tausend mal durch. Darin sah ich auch zum ersten Mal muskulöse Frauen - damals fand ich das krass, heute umgebe ich mich solchen bewundernswerten Perönlichkeiten.

Informationsgehalt: 5/10 (da viel mittlerweile veraltetes Wissen zu Trainingstheorie)
Aufmachung: 5/10 (zwar kultiger DDR-Style, aber doch sachlich und bieder)
Praxisbezug: 10/10 (von Elite-Trainern der DDR für ambitionierte Sportler)
Pädagogik: 6/10 (ziemlich trocken geschrieben, aber eingängig und logisch)

Wäre ich in allen vorgeschlagenen Punkten als Trainingsanfänger diesem Buch gefolgt, hätte ich schon alle Knochen im Eimer. Pyramidensätze bis zum 1RM, ein verschleißendes Volumen - da steckt noch die alte Philosophie von: "Härter ist besser!" dahinter.

Im Nachhinein erfuhr ich dann auch, dass mindestens einer der beiden Autoren bereits seit 1975 in die Doping-Entwicklung der DDR involviert war. Möglicherweise erklärt das die Trainingsfortschritte dieses überdimensionierten Programms.

Nichtsdestotrotz sind die Grundlagen verständlich erklärt.

Im Sektor Ernährung begegnen wir aber einem kapitalen Fehler, da auf strikt fettfreie, sehr kohlenhydratbetonte Kost verwiesen wird. Heute wissen wir natürlich, dass dies zu Störungen des Hormonmilieus und Insulinresistenz führen kann bzw. zwangsläufig wird.

Die Kraftübungen sind idiotensicher bebildert, manchmal allerdings amüsant vom Fotografen arrangiert. Die Models sind auch nicht übertrieben definiert und muskulös, wie man das aus heutigen Magazinen kennt.

Fazit:
Für mich damals eine gute Einstiegslektüre, weil ich mir die einzelnen Übungen eindringlich ansehen konnte. Ich verstand zwar wenig von den Grundlagen, aß aber mehr Eiweiß und wusste, wie man als trainierter Mensch mal so ungefähr aussehen kann. Zudem war mein Trainingspartner Anhänger der 1000-Wiederholungen-pro-Satz-Methode, die zusammen mit den Ratschlägen im Buch letztendlich ein akzeptables Training ergab.

Kaufempfehlung: Nein
Es sei denn, man hat einschlägige Erfahrung und steht ein bisschen auf Nostalgie.
 
Arnold Schwarzenegger: "Bodybuilding für Männer"

Autor: Arnold Schwarzenegge
Titel: Bodybuilding für Männer
Verlag und Jahr: Wilhelm Heyne Verlag München, 1981
Genre: Bodybuilding
Link: Bodybuilding für Männer

Informationsgehalt: 7/10 (der Trainingsteil ist gut, der Ernährungsteil lächerlich)
Aufmachung: 3/10 (leider low-budget-Optik)
Praxisbezug: 8/10 (Arnold trainierte pharmazeutisch unterstützt - schreibt aus dieser Sichtweise heraus aber ein Buch für Normalos, was unglücklich ist)
Pädagogik: 9/10 (die Art zu schreiben ist kumpelhaft und verständlich)

Arnolds "Bodybuilding für Männer" hätte mit farbigen Bildern eine echte Aufwertung erfahren. Die Schwarz-Weiß-Fotografien wirken unvorteilhaft. Die Übungen sind recht gut dargestellt, die Models sogar überraschend normal gebaut.

Während des Buches gewinnt man den Eindruck, ein fachfremder Ghostwriter hätte einen Text verfasst, seine Kumpels beim Training fotografiert und dann Arnold darum gebeten, seinen Namen als Autor darüber schreiben zu dürfen.

Vor allem fällt das im Ernährungsteil auf, der mit hanebüchenen Ratschlägen daherkommt. Mit 80 Gramm Eiweiß und ein paar Kohlenhydratchen dazu zum Wettkampfbodybuilder - selten so gelacht!

Die Informationen an sich werden aber gefällig rübergebracht.

Bemerkenswert ist das Kapitel zum Kraftsport für Jugendliche, welches ziemlich intelligent geschrieben ist.

Fazit:
Arnold hat wesentlich bessere Bücher veröffentlicht. Die Ernährungsvorgaben fallen fast unter Körperverletzung und Anstiftung zur Essstörung.

Kaufempfehlung: Bedingt.
Nur für Leute, die Arnold lieben und sich an ihm nicht sattsehen können.
 
Eberhard Schneider: "Krafttraining für Kung Fu und Karate"

Autor: Eberhard Schneider
Titel: "Krafttraining für Kung Fu und Karate"
Verlag und Jahr: Wu Shu Verlag Kernspecht, 1981
Genre: Krafttraining
Link: Krafttraining für Kung Fu und Karate

Informationsgehalt: 7/10 (super Theorie, aber unzureichende Übungsauswahl)
Aufmachung: 6/10 (zwar alt, aber eingängige Darstellungen)
Praxisbezug: 6/10 (etwas zu kampfsport-spezifisch)
Pädagogik: 9/10 (super Mischung aus objektiv und verständlich)

Das Buch gibt es mittlerweile in der 16. Auflage und hatte Mitte der 80er eine hohe Popularität. Zurecht! Nicht nur der Schreibstil Schneiders ist eine geniale Mischung zwischen "Erklär-Bär" und knallhartem Kampfsportler, auch die Struktur und Einfachheit ist top gelungen.

Noch heute ist es wertvoll, weil es den Geist der 80er weiterträgt, wo im Durchschnitt nicht mehr als Weizenkeimöl und Lebertableten als Supps genommen wurden.

ich schmökere noch oft darin und finde die ein oder andere Information, die ich einbauen kann.

Fazit:
Zwar alt, aber durchaus mit Nährwert.

Kaufempfehlung: Ja
Keine Grundlagenliteratur, aber dennoch empfehlenswert.
 
Philipp Rauscher: "Get F.I.T. - Think lean"

Autor: Philipp Rauscher
Titel: "Get F.I.T. - Think lean"
Verlag und Jahr: Books on demand, 2012
Genre: Fitness, Kraftsport, Konditionierung
Link: Get F.I.T. - Think lean

Informationsgehalt: 10/10 (Rauscher ist top Experte und bringt es gut rüber)
Aufmachung: 4/10 (bilderlos und trocken gegliedert)
Praxisbezug: 10/10 (Rauscher ist erfolgreicher Athlet und Personal Trainer)
Pädagogik: 8/10 (manchmal wird etwas zu viel Fachwissen vorausgesetzt)

Rauschers Philospohie ist sehr wissenschaftsorientiert, aber dennoch praxiserprobt. Seine Ratschläge sind immer valide, für Anfänger aber etwas zu komplex. Mir gefällt sein Ansatz "nicht-sportorientierte" Aktivitäten bewusst ins Programm mit einzubeziehen. Zudem ist er selbst lebendes Beispiel der Praxisrelevanz seines Systems.

Einen Versuch wert finde ich den Ansatz des Intermittierenden Fastens, den Rauscher in der Form mit als einer der Ersten nach Deutschland gebracht hat. Sein vorgeschlagener Mix aus Powerlifting, Konditionierung und aktiven Ruhetagen ist wohl amerikanischer Herkunft und nicht ganz mein Ding, weil es in starke Komplexität ausartet. Geht man hingegen gerne wissenschaftlich penibel ans Training heran und plant vor, wird man seine helle Freude daran haben!

Fazit:
Fasten + Powerlifting + Spazierengehen - eigentlich eine coole Mischung, wenn man mehr in Richtung Fitness geht und nicht auf maximale Muskelmasse fixiert ist.

Kaufempfehlung: Bedingt
Ist erst ab Fortgeschrittenen-Status zu empfehlen, da viele Fachwörter vorausgesetzt werden und sich nicht mit Anfängerproblemen aufgehalten wird.
 
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