Abnehmen mit Hyperinsulinämie

Freki

New member
Hallo ihr Lieben,

Ich bin neu hier, weil ich ein wenig Unterstützung auf meinem Weg brauche.

Ich bin weiblich, 24 Jahre alt, 160cm groß und wiege 68kg!

Vor etwa zwei Jahren war ich das erste mal beim Arzt, weil ich anfing zuzunehmen und weder eine Ernährungsumstellung noch Sport etwas bewirkt hat. Man hat dann eine Schilddrüsenunterfunktion festgestellt und ich dachte damit hat sich die Sache erledigt. Im letzten Jahr kamen aber noch mal 10 kg dazu (Startgewicht war etwas zwischen 47-50 kg). Daraufhin hat man in eine Uniklinik festgestellt, dass ich das PCO-Syndrom und eine Hyperinsulinämie habe. Daraus folgt die rasche Gewichtszunahme aus dem letzten Jahr (bis auf 71 kg) und ein mehr als doppelt so hoher Testosteronspiegel.

Nehme seit 5 Wochen Metformin (1,5g /Tag) und gehe seit 3 Wochen 2-3 mal zum Sport. Ich versuche möglichst Kohlenhydratarm zu essen, kann aber auf Grapefruits und Bananen einfach nicht verzichten. Schokolade oder andere Süßigkeiten mochte ich noch nie und auch Kartoffeln kommen selten auf den Tisch.

Ich habe recht schlanke Beine und Arme, aber dafür sehr viel Masse am Bauch. Bisher habe ich 3 kg abgenommen aber kann nicht zuordnen ob es vom Sport oder dem Medikament kommt. Mein Arzt sagte der Gewichtsverlust könnte sehr schnell erfolgen, was er ja bei mir leider nicht tut.

Im Studio mache ich Krafttraining für den Bizeps, Trizeps und die Brustmuskulatur (möchte keine hängende Brust durch Gewichtsverlust), trainiere meine Beine und fahre 15 min Fahrrad und gehe (6,2 kmh) danach 30 Minuten auf dem Laufband, weil mir joggen zu anstrengend ist und mir in den Füßen und Schultern schmerzt.

Habt ihr Tips auf was ich achten sollte? Gibt es unter Metformin eine bestimmte Diät die zielführend ist?
Sollte ich mein Training anders gestalten?


Und noch eine kleine Nebeninfo bevor jemand laut aufschreit. Ich möchte nicht unbedingt wieder so leicht sein, aber ich möchte meine schlanke zierliche Figur zurück die ich mit 50kg hatte.

LG

Freki :)
 
Hallo Freki,

es ist schon für viele gesunde Abnehmwillige ziemlich schwierig, einen passenden Weg für sich selbst zu finden. In deinem Fall wird es durch den gestörten Hormonhaushalt noch etwas haariger. Die Grundvoraussetzungen sind durch die Medikation aber schon gegeben. Das Metformin sorgt dabei schlicht und einfach dafür, dass die Zellen wieder positiver auf das vorhandene Insulin reagieren, und die Glucose wie gewünscht (und auch notwendig) aufnehmen und verarbeiten. Dieser Vorgang war ohne dieses Medikament so gestört, dass die Bauchspeicheldrüse gezwungen war, immer mehr Insulin zu bilden, was zur Hyperinsulinämie führte. Eine sinnvolle Möglichkeit, diesen Vorgang zu unterstützen, ist Bewegung. Den ersten Schritt hast du mit dem Training im Studio gemacht. Prinzipiell sollte man seine Muskeln aber täglich arbeiten lassen. Damit ist nicht einmal Sport gemeint, sondern Alltagsbewegung. Das sorgt dafür, dass schon viel Glucose aus der Nahrung zur Sofortnutzung in den Zellen verschwindet, und eben nicht mehr so viel Insulin gebraucht wird. Praktisch heißt das: Krafttraining im Studio und Laufen, Fahrradfahren, Schwimmen etc. (was sich am besten im Alltag integrieren lässt) außerhalb. Ein guter Anhaltspunkt wäre z.B. das 10000 Schritte pro Tag-Programm.
Eine spezielle festgeschriebene Diät könnte man dir vorschreiben, aber es wäre nicht alltagstauglich. Aber einige Empfehlungen könnten für dich dennoch hilfreich sein.
- eine eher kohlenhydratarme Kost, wie du selbst schon damit begonnen hast. Für gesunde Personen ist sie nicht unbedingt das Nonplusultra, für dich aber eher zielführend als alles andere. Aber auch für dich gilt: je mehr Bewegung du hast, desto mehr Spielraum hast du dabei.
- Die Kohlenhydrate, die du aufnimmst, sollten größtenteils in komplexer Form, oder in Kombination mit Ballaststoffen vorliegen. Das betrifft die meisten Vollkornprodukte, Kartoffeln, Hülsenfrüchte (Erbsen, Bohnen, Linsen, Kichererbsen, Sojabohnen etc.), Gemüse, Pilze und Obst. Bei diesen Lebensmittel gelangt der Zucker nur langsam ins Blut, was es für die Bauchspeicheldrüse leichter macht. Abgesehen davon bieten sie auch die Palette an lebensnotwendigen Mikronährstoffen.
- Die Kohlenhydrate, die du verringern (nicht komplett vermeiden) solltest sind die kurzkettigen, ohne gleichzeitige Ballaststoffzufuhr. D.h. in sichtbarer Form Haushaltszucker, Traubenzucker, Honig, Agavendicksaft, Ahornsirup (bzw. Sirup in jeglicher Form), Süßigkeiten. In weniger sichtbarer Form die zugesetzten Zuckerarten, die man nicht unbedingt in einem Lebensmittel erwartet:

http://www.verbraucherzentrale-niedersachsen.de/versteckspiel-mit-zucker
-Aus den oben genannten Empfehlungen ergibt sich praktisch automatisch der Hinweis, dass man mit größtenteils selbst zubereiteter Nahrung den vernünftigsten Weg einschlägt, da man ja weiß, was drin ist, und die Mengen an den verschiedenen Zuckerarten selbst bestimmen kann. D.h. spart man den Zucker aus z.B. Ketchup oder Barbecuesauce, kann es durchaus mal ein Stück Erdbeerkuchen sein.
- Getränke sollten prinzipiell zuckerfrei sein. Fruchtsäfte mögen zwar gesund klingen, sind aber für dich tückisch. Ab und an mal eine Light- oder Zero-Variante ist durchaus drin, und nicht gesundheitsschädlich, sollten aber nicht die Regel sein. Kleine Mengen Süßstoffe sind auch in Ordnung. Man sollte dabei allerdings darauf achten, dass man nicht zu stark süßt, da man sich schnell daran gewöhnt, und die Umgewöhnung ja in Richtung weniger-süß gehen soll.
- In deinem Fall kann es auch vorteilhaft sein, den Zeitpunkt der Kohlenhydrataufnahme zu kontrollieren. In vielen Diäten wird dies schon praktiziert (z.B. Schlank im Schlaf), in deinem Fall wäre es sogar sinnvoll. D.h. die Kohlenhydrate vormittags und mittags, so dass dein Körper sie den Rest des Tages verbrauchen kann. Nachmittags und abends eine Kost, die auf kohlenhydratarmem Gemüse und Eiweißträgern basiert. Sprich: Fleisch, Fisch, Eier, kleine Mengen an Milchprodukten, Sojaprodukte (bei Chefkoch.de gibt's dahingehend jede Menge Rezeptbeispiele). damit gibst du deiner Bauchspeicheldrüse eine Ruhepause.
- zweiter Vorteil bei einer proteinbasierten Kost ist ein hohes Sättigungsgefühl, was natürlich notwendig ist, wenn man abnehmen will. Man muss ja Energie (gemessen in Kilokalorien) einsparen, sonst bleiben die Polster wo sie sind. Sprich: auch zu den anderen Mahlzeiten ist eine ausreichende Menge Eiweiß sinnvoll (z.B. zwei meiner Standardlieblingsessen: Kartoffeln und Quark, Chili con Carne).
- und als Letztes: versuch nicht, dich mit Dingen abzuquälen, die dir jemand als besonders gesund andreht. Letztendlich ist diese Art Ernährungsumstellung auch eine Therapie um Folgeschäden vorzubeugen, d.h. du musst den für dich alltagstauglichen Weg finden. Es wird vermutlich einige Zeit dauern, bis man alte Gewohnheiten durch neue ersetzt hat. Die solltest du dir definitiv geben.
Grüße
Maria
 
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