Ich "befürchte" eine Renaissance des Bodybuildings

[SchwesterPetra]

Lange Zeit war es ja ziemlich ruhig, das Thema Bodybuilding, und das "Genre" glaubte man so überwunden wie den "kalten Krieg" - Wie man sich täuschen kann, im 2. Fall zumindest vielleicht auch Bodybuilding betreffend. Gerade einen Artikel in der Zeit gelesen , bzw. gesehen, viel steh da ja nicht: http://www.zeit.de/gesellschaft/2014-04/fs-bodybuilder-korea-2

Als ich vor 2 Wochen auf der Fibo war drängte sich mir auch schon der Gedanke auf ob da nicht wieder was "aufkeimt". Früher konnte man mit einer Handbewegung leicht abtun, dass die meisten Besucher der Fibo Power (von mir auch Fibo Extreme) genannt, diesen Teil nur besuchen, wie man sonntags mit der Kinderschar auch in den Zoo geht. Inzwischen bei der Fibo in Köln muss man allerdings eingestehen, dass gerade die Fibo Power am meisten "bevölkert" ist, noch mehr als die üblichen Hallen (die auch schon krachend voll sind an den Besuchertagen).

Habt ihr schon ähnliches beachtet? Ich warte ja nur darauf, dass wieder mehr und mehr "Bodybuilding-Studios" in Deutschland aufmachen....

 

[Das Experiment]

Na hoffentlich!

Glaube, Bodybuilding ist auch ne Art Gegenbewegung zur ansonsten weichen, reservierten "Möchte-bitte"-Welt, in der sich die Leute ständig umarmen, um sich gegenseitig in die Tasche zu fassen (übertreibe bewusst).

Bodybuilding richtig ausgeführt ist kein Sport, sondern eine Kunst und geniale Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln, Widerstände zu überwinden und daran zu wachsen.

Über die Auswüchse durch falsche Motivation brauchen wir nicht reden - aber ne echte Hardcore-Eisenbieger-Bude schafft ne ganz andere Atmosphäre, als ein hochglanzpoliertes Studio mit Maschinen und ohne Schweiß.

Menschen, insbesondere Männer haben kaum noch legale Ventile für Aggressivität, Angriff und Körperlichkeit, da ist ein Bodybuilding-Studio ein Segen.

 

[PeggySue]

Hallo!
Das verstehe ich nicht. Was hat Body-Building mit Aggressivität und Angriff zu tun? Habe ich davon ein falsches Bild. Aber ich hatte immer den Eindruck, dass da eher ruhig und konzentriert an seinem Körper gearbeitet wird.
Bei Fußballspielen (leider), Boxkämpfen oder u.ä. ist doch richtig Aggressivität im Spiel.
Gruß PS

 

[Das Experiment]

Aggressivität heißt nicht automatisch, dass sich das Gesicht verzerrt, geschrien und um sich geschlagen wird. Aggressivität kann genauso konzentrierte, willentliche Kraftanstrengung sein.

Allerdings trifft das auch auf gute Boxer zu! Nur wer sich beherrschen kann und nicht wild um sich schlägt, hat ne Chance auf Leistungsebene. Fußball hingegen wird oft missbraucht als Ventil für die psychischen Strapazen eines Büro-Arbeiters. Kenn ich aus eigener Erfahrung: Je älter die Spieler, umso leistungsbesessener und unbeherrschter. Für die bedeutet ein 1:0 gegen SV Hinterbuckelhausen alles im Leben.

 

[TobiasGellisch]

Ich konnte keinen "Abschwung" feststellen - im Gegenteil: War Bodybuilding früher noch was exotisches bzw. außergewöhnliches, so hat heute jede kleine Vorstadt mehrere Mukkibuden. http://www.gbe-bund.de/gbe10/owards.prc_show?p_id=/1212

 

[PeggySue]

Hey, danke für die Antwort.
Gibt mir ne andere (positivere) Sicht auf das Bodybilding!
Lg Peggy

 

[SchwesterPetra]

Hallo Tobias, Du verwechselst da was! Fitnessstudio ist nicht gleich Bodybuilding ist nicht gleich Muckibude! Ich hatte von Bodybuiliding gesprochen, von typischen Läden mit breiten Fleischklopsen, sonnenbankverbrannt, Dicke Eiweißdosen hinter der Theke, Anabolikamissbrauch, so sieht diese Klientel auf der Fibo Power aus, was die Leute - anscheinend wie gesagt - nicht nur anzieht zum Staunen und gucken, sondern als Ziel ihrer eigenen Entwicklung.

Ja die Fitnessstudios (nicht BB Stundios) das war mir klar haben zugenommen. Wenn Du aus der Branche wärst, wüsstest du auch, dass diese Zunahme insbesondere auf die Mc Fits, Easy Fitness und wie die Diskounter alle heißen zugenommen haben, da stehen völlig normale Fitnessgeräte drin, es gibt dort eigentlich keine Eisenschmiede...und extrem harte Jungs. Ok manchmal, deshalb ist es ratsam in der Sporttasche auch immer einen Schlagring mit zu haben

 

[SchwesterPetra]

Meine Vorurteile fühlen sich bestätigt (auch wenn ich zuerst durch Experiments Erklärungen fast unsicher geworden wäre):

Gerade auf den Film aufmerksam geworden:

GENERATION IRON!

Und ich meine genau, genau, genau so .. was: "Die Grenzen des Wachstums haben wir noch nicht gefunden"
"Ich kümmere mich nicht um wissenschaftliche Formeln mit denen einer daherkommt!" Es gibt keinen Ersatz für harte Arbeit" - Phil Heat: " ich arbeite hart. Ich bin der Kerl der lächelt und einen auf nett macht. Aber ich versuch dir den Kopf abzureißen - wie jeder andere auch"

Die Leute denken: "ahh Steroide - aber niemand kann das so einfach . Bodybuilding ist nicht so einfach"

Knallhartes Training und eiserne Disziplin – im Leben eines Bodybuilders und im Wettkampf um den weltweit begehrtesten Bodybuildingtitel, Mr. Olympia, gibt es keine Gnade - Der neue "Schwarzenegger Film: GENERATION IRON:

 

[Das Experiment]

Krass, der kommt auf Deutsch! Hab den bisher nur auf Englisch gesehen.

Also sagen wir mal so: das ist keine Doku So wie es der Schwarzenegger-Film "Pumping Iron" auch schon nicht war - eher ein Doku-Drama. Um so einen Film interessant zu machen, müssen Charaktere herausgearbeitet werden.

Kai Greene, das derzeit genetisch am gesegnetste Wesen dieses Planeten, ist absolut als begabter Schauspieler in seinen Trainingsvideos bekannt (betont ja immer wieder die geistige Dimension des Trainings - übertreibt aber wie ein religiöser Guru).

Phil Heath ist ein Kumpel-Typ - aber nun mal der derzeitige Gewinner und Mr. Olympia. Er MUSS irgendwas machen, um seine Position zu verteidigen - und seine Verfolger nicht an Moral gewinnen zu lassen. Gerade Phil Heath hatte letztes Jahr viel Pech: seine Frau ist schwer krank geworden und er hatte kaum Reserven für´s Training, geschweige denn alles Drumherum.

Keiner käme auf die Idee, Christoph Waltz als menschenverachtenden Bösewicht zu bezeichnen, weil er das in Inglorious Basterds gespielt hat.

Bodybuilding ist ein Präsentationssport - Lügen über Trainingsumfang, Körpermaße oder die Doping-Dosis sind Mittel, um die Konkurrenz zu verunsichern und im Wettkampf das Quäntchen Leistung herauszuholen, das zwischen Gewinner und Verlierer entscheidet.

Die andere Seite: das leistungssteigernde Doping, der irre Fleischverzehr etc. sind berechtigte Kritikpunkte, lassen aber keine moralischen Schlüsse zu ("Die Summe aller Laster ist gleich").

Und zum "Schlagring in der Sporttasche" - ich weiß nicht, was für ein Fitness-Studio du besuchst, aber das überrascht mich nun echt. Muskeln, Tattoos etc. wirken vielleicht böse - aber der Teufel wäre auch ziemlich doof, wenn er mit Bocksfüßen und Hörnern durch die Welt laufen würde. Möchte mal wissen, wo diese Angst herkommt - hat dir ein Pumper schonmal was angetan? Die meisten tun doch bloß böse, aber was hinter der großen Klappe aus Unsicherheit steht, ist doch was ganz anderes. Aber vielleicht seh ich das aus Sicht eines sonnenbankverbrannten Fleischklopses etwas anders.

Zum Fibo-Klientel. Da geb ich dir Recht: Sensationstourismus. Und finde es desaströs, dass dopingverseuchte Athleten hier als Vorbilder angepriesen werden. Aber: Erst war der Bedarf der Zuschauer, danach kamen die Athleten, die sich in Masse und Definition überbieten mussten, um Attraktion zu sein.

Es ist ein spannendes Feld, indem sehr oft nicht objektiv bewertet wird. Geht wahrscheinlich auch gar nicht, weil es tatsächlich sehr extrem ist.