Magersüchtige im Fitnessstudio - wie reagieren?

Bambina

New member
Liebe Sportler,

ich brauche bitte einen Rat. Im Fitnessstudio gibt es 2 Mädchen die offensichtlich magersüchtig sind. Das eine Mädchen ist dermassen dürr daß ich die Meinung habe, sie müßte eigentlich künstlich zwangsernährt werden im Krankenhaus!

stattdessen macht sie wie verrückt Laufband, mit ihren Skelettbeinchen, oh Gott. Ich habe es nicht mehr ausgehalten, und bin zum Infoschalter gegangen. Also war schon fertig mit Sport, angezogen und kam dort vorbei. Ich fragte:"Wieso lassen sie hier magersüchtige Frauen rein? Wie können sie es verantworten, wenn diese Frau hier stirbt?" Antwort war, unter der Jacke sehen wir ja nix, sie ist volljährig. Wir können es nicht verbieten.

Ich versteh das nicht! sie lassen ja auch 14 jährige Kinder rein mit einem Erwachsenen z.b. Wieso gibt es keine Regelungen für magersüchtige Menschen??

das Mädel war so schwach und mager, ich weiß nicht wie ich reagieren soll. Soll ich ihr beim selbstzerstören zuschauen?! soll ich wegschauen? soll ich mit ihr reden? ich bin eigentlich recht böse auf den Studiobetreiber. Ich weiß daß diese Personen sich krankhaft als dick empfinden, aber "normale" Menschen müßten doch etwas aufpassen damit kranke Menschen sich nicht selbst zerstören.
 
So hart es klingt, aber das ist nicht deine Baustelle. Einfach, weil du keinen Einblick in das Leben der beiden Mädels, und schon gar nicht in ihre Psyche hast. Du bist eine Fremde, und auch wenn du dafür Mitleid/Mitgefühl hegst, sind die Chancen, dass du etwas bewirken kannst, sehr schlecht. Ebenso, dass eine Intervention der Studiobetreiber etwas ändert. Im schlechtesten Fall bewirkst du das genaue Gegenteil, weil deine Meinung als Neid auf ihre "Leistung", oder Missgunst ausgelegt wird, und ihnen damit zeigst, dass sie auf dem richtigen Weg sind, auch wenn es - rational betrachtet - genau der falsche ist.

Die Menschen, die eingreifen könnten, sind die, welche ihnen nahestehen und/oder ihr Vertrauen genießen. Und das auch nur soweit, dass sie sie dazu bringen, einzusehen, dass professionelle Hilfe notwendig ist, und diese auch gesucht, und genutzt wird. Niemand lässt sich gern und einsichtig erklären, dass er eine psychische Störung hat, erst recht nicht von jemandem, der ihnen zwei- dreimal über den Weg gelaufen ist.

Grüße
Maria
 
Liebe Bambina,

woher weisst Du, dass die Mädels magersüchtig sind? Sie könnten auch aufgrund einer anderen Erkrankung oder ganz anderen Gründen sehr viel Gewicht verloren haben. Deshalb ist es wichtig, sich der eigenen Interpretation des beobachteten Geschehens gewahr zu sein.
Ansonsten bin ich der Auffassung von Maria. Das ist, so sehr du es auch gut meinst und helfen willst, nicht deine Baustelle. Als Aussenstehende(r) bewirkt man bei Magersüchtigen, so sie es denn sind, meist das Gegenteil. Die menschliche Psyche ist komplexer als man oftmals vermutet. und Magersucht ist nunmal eine psychische Erkrankung.

Viele Grüsse,
Rik
 
schon klar daß sich niemand gerne was sagen lässt. Wenn jemand die Hälfte dünner ist, als die Models die wir vom Laufsteg kennen, ist sie magersüchtig. Ihre Oberschenkel sind so wie Damenunterarme.

Meine Wut gilt eigentlich den Fitnessstudios. Somit fördern sie diese Krankheit. In manchen online Foren werden z.b. Postings gelöscht, wenn jemand schreibt, du darfst nur 600 kcal essen. Mach mehr Sport, auch wenn du 30 kg wiegst. Es heißt dann immer wir werden das nicht unterstützen-ich finde das Klasse.

Hoffentlich stirbt sie nicht, wenn ich grad im Studio bin, und ich bin oft dort. Was ist wenn sie nicht mehr kommt, vllt. ist sie zuhause oder auf der Straße gestorben. Ich werde mich schuldig fühlen, nix getan zu haben.

Ich bin aber so jemand, der sich nur wohlfühlt, wenn sich die unmittelbaren Mitmenschen auch gut fühlen. Deswegen kann ich z.b. niemals Pflegeberufe ausüben weil ich vor Trauer eingehen würde.
 
Ok,
nehmen wir mal an, dass das Studio deiner Forderung nachkommt, und ihren Vertrag kündigt. Was hast du damit erreicht? Zum einen deinen moralischen Seelenfrieden, was sicherlich ein positiver und verständlicher Aspekt ist. Zum anderen hast du aber das Persönlichkeitsrecht besagten Mädchens beschnitten, und sie von einer sozial absolut normalen und gebilligten Einrichtung/Tätigkeit isoliert. Und ihr damit einen Kontrollverlust beschert. Da Magersucht häufig mit einem gefühlten Kontrollverlust über das eigene Leben einhergeht, welcher durch die rigide Kontrolle über den eigenen Körper kompensiert wird, könnte dies also eine fatale Situation darstellen, die den gesundheitlichen Zustand verschlimmert, anstatt ihn zu verbessern. Im besten Fall sucht sie sich ein anderes Studio, und macht so weiter wie zuvor.
Was man sich im Umgang mit dieser Art Krankheit zuallererst bewusst machen sollte ist, dass man sich nicht in den Betreffenden hineinversetzen kann. Auch wenn man sich durch eine Menge Bücher gewälzt hat, oder mit vielen Betroffenen zu tun hat. Man kann die Gedankengänge niemals so nachvollziehen, wie sie stattfinden. Mit Rationalität kommt man also nur zu einem gewissen Teil weiter. Und mit Mitleid gar nicht. Jemand, der gegen diese Krankheit arbeiten soll, benötigt eigene Stärke, und auch Stärke von außen, die eine unterstützende Wirkung hat. Das geht nicht, wenn man jemanden bemitleidet. Das Wissen um die eigenen Grenzen, Mitgefühl, Empathie und die Fähigkeit, einfach mal nur zuzuhören, ohne gleich eine Meinung zu haben, sind Eigenschaften und Vorgehensweisen, die helfen können. Und dazu benötigt es Zeit, Zuwendung, eigene Stärke, und die Fähigkeit die eigenen Gefühle auszublenden. Und das auf sehr lange Sicht. Das hat man - wenn man nicht gerade in einem sozialen/beratenden Beruf arbeitet und darin aufblüht - nicht für Fremde, und zeitweise nicht einmal für Menschen, die einem sehr nahestehen.
Du sagst, dass du dich nur wohlfühlst, wenn sich jeder in deiner unmittelbaren Umgebung auch wohlfühlt. Das ist ein Zustand, der dauerhaft nicht praktikabel ist, und auf den du nur sehr wenig Einfluss hast. Wenn man es jetzt ganz hart ausdrücken würde, wären diese Menschen mit dafür verantwortlich, wenn du dich nicht wohlfühlst. Und diese Verantwortung haben sie einfach nicht. Sollen sie auch nicht. Letztendlich hat man nur einen wirklichen Einfluss auf sich selbst. Und den sollte man nutzen, um etwas sinnvolles damit anzustellen. Wenn man sich unwohl fühlt, zusehen, was man für sich selbst ändern kann. Wenn man wütend auf etwas ist, woran niemand wirklich Schuld trägt, z.B. Krankheiten, die Energie in etwas lenken, wo sie sinnvoll angelegt ist. Das ist das, was dir möglich ist. Und das ist ziemlich viel.

Grüße
Maria

P.S. in diesem Forum gab es in meiner aktiven Zeit einige Fragen bzgl. dem Thema Magersucht, sowohl im öffentlichen Bereich, als auch als Privatnachricht. Ich habe bei allen, deren Schilderungen darauf hinwiesen, dass eine Essstörung vorlag, ehrlich geantwortet, und auf diverse Hilfsseiten und Adressen verwiesen. Es kam von keinem eine Antwort, oder irgendeine Reaktion darauf. Ich werde es sicherlich weiter so handhaben, aber nicht erwarten, dass dadurch ein Wunder geschieht. Meine Grenzen liegen da, wo mein Einfluss aufhört.
 
hallo

Liebe Marry83, was ist mit Persönlichkeitsrecht wenn diese Personen zwangseingewiesen werden? UND zwangsernährt??

so gesehen, könnte McDonalds und Co eigentlich auch die Übergewichtigen wegschicken was es natürlich nicht tut. Ich versteh schon, daß es krass wäre Leute nicht reinzulassen:) stimmt schon jeder ist für sich verantwortlich am Ende und jeder frei in seiner Entscheidung das Falsche zu tun.

Das ist ungefähr so, wenn man einen 10 jährigen Rauchen sieht. Ich kann nicht anders und rede mit ihnen und die beschimpfen mich. Aber es sind doch Kinder, man muß sie doch beschützen vor gravierenden Fehlern. Ich habe das Problem mich nicht abwenden zu können. Und das ist mein Laster.

Nun gut, ich werde das Mädchen nicht ansprechen aber ich hoffe inständig daß es jemanden gibt der ihr Nahe steht, und dadurch zu ihr Zugang hat.
 
Ich verstehe deinen Standpunkt durchaus, allerdings gibt es einen beträchtlichen Unterschied zwischen einer Zwangseinweisung, inkl. Zwangsernährung, die rechtlich korrekt bei einer akuten Gefährdung von nahestehenden Personen bzw. Ärzten eingeleitet wird, und einer Ausgrenzung durch die Gesellschaft. Auch wenn sie als Schutz zum Selbstschutz gedacht ist, ist es der falsche Weg. Einfach aufgrund der Tatsache, dass eine erfolgreiche Therapie nicht auf Zwangsmaßnahmen basiert, sondern auf dem eigenen Willen, sich den Ursachen zu stellen, und Mechanismen zu entwickeln, sein Verhalten zu ändern. Das ist extrem langwierig, und muss auch im Alltag greifen.
Nehmen wir das Beispiel von den stark Übergewichtigen: es gibt Kuren, die von den Krankenkassen genehmigt werden können, in denen unter ärztlicher Aufsicht nur geringe Mengen Kalorien aufgenommen werden, sich somit ein schneller Abnehmeffekt einstellt, und die Freude natürlich sehr groß ist. Die Schwierigkeiten beginnen dann, wenn sich derjenige nicht mehr unter kontrollierter Aufsicht befindet, sondern in seinem normalen Alltag. Den Leuten, der Arbeit und den unbegrenzten Zugangsmöglichkeiten zu hochkalorischem Essen. Das ist nur schaffbar, wenn in der Kur begonnen wurde, die Fallstricke herauszufiltern, was die motivierte Mitarbeit des Betroffenen erfordert. Und eben auch eine Unterstützung danach vorhanden ist. Je nachdem was bei der betreffenden Person notwendig ist eine Ernährungsberatung, ein Trainer und evt. noch ein Psychotherapeut. Adipositas zählt zu den chronischen Krankheiten und ist damit für alle Beteiligten ein Langzeitprojekt. In diesem Fall ähnlich den Essstörungen, und auch Suchterkrankungen.

Fakt ist: es wäre sicherlich einfacher, wenn man Menschen mit einer solchen Erkrankung zwingen könnte, sich therapieren zu lassen. Nur ist es eben praktisch nicht dauerhaft möglich, weil man damit die Eigeninitiative, die zwingend notwendig ist, außer Acht lässt.

Bei Kindern bin ich übrigens durchaus der Meinung, dass man - wenn man weitestgehend sicher ist, dass z.B. eine Misshandlung oder Verwahrlosung vorliegt - eingreifen kann, und auch sollte. Ebenso in Situationen, in denen jemand offensichtlich mutwillig von anderen geschädigt werden soll. Es ist eben nur schwierig einzugreifen, wenn sich jemand selbst schädigt.

Grüße
Maria
 
danke für deine Antwort. Ich habe mich auch mittlerweile etwas beruhigt. Ich hatte nur das Gefühl, daß es ein Notfall war/ist und ich irgendwie eingreifen muß. Unter einem gewissen Gewicht wird es kritisch und dazu noch Sport!

ich weiß vieles sollte man nicht tun oder denken aber man ist so geprägt. Z.b. wenn eine Übergewichtige im Bus eine Packung Chips verdrückt, wird man nicht umhin kommen zu denken...ach ich wills gar nicht sagen. Vielfach liegen aber andere Gründe für die Freßsucht/Magersucht vor. Ich glaube auch daß die Gesellschaft magersüchtige eher hinnimmt und akzeptiert als Dicke.

aber ich glaub ich komme vom Thema ab.
liebe grüße
 
Ich finde es gut, dass du dich um deine Mitmenschen sorgst. Jemand der ins Fitnessstudio geht wird sich seinen Problems vermutlich bewusst sein. Wäre es jetzt meine Nachbarin, welche seit Wochen die Wohnung nicht verlässt, hätte ich evtl. Hilfe gerufen. LG
 
Mir ist so jemand zum Glück noch nie begegnet.. Aber trotz allem ist es gut, dass Du so empfindlich reagierst! Aber wie Dir schon gesagt wurde, als aussenstehende ist es schwierig einzugreifen, ohne noch mehr Schaden anzurichten. das einzige, was Du tun könntest, ist wenn Du eine vertraute Person der beiden siehst, mit dieser sprechen, was weiss ich : ihre Mutter, eine normalgewichtige Freundin oder so..
 
Hi,

das du dir um sie Sorgen machst, das ehrt dich, es gibt genügend ignorante Menschen auf dieser Welt, aber es ist nicht deine Baustelle und ich finde du hast auch nicht das Recht, dass Fitnessstudio zu bitten sie nicht mehr rein zu lassen.
Außerdem denke ich auch, dass du nicht weis ob sie nicht schwer krank ist (irgendeine andere Krankheit als Magersucht meine).
Es kann dir genauso gut passieren das ein ganz normal aussehender Mensch vor dir vom Laufband fällt und einen Herzinfarkt hat und vor dir stirbt. Das was wirklich zählt, ist nicht was du im Vorfeld hättest tun können, sondern wie du dich dann in dem besagten Moment verhältst!

Gruß
 
ich finde aber daß Magersüchtige ein viel größeres Risiko haben, wegzusterben. Hast du schon mal gesehen wie die trainieren? nicht von dieser Welt..einfach auf einem Selbstzerstörungstrieb. Und wenn jemand schwer krank sein sollte, sollte derjenige sich erst recht schonen und keinen Marathon laufen.
 
Sich Sorgen zu machen ist etwas positives. Nur ist es wie schon erwähnt, ziemlich schwierig etwas zu tun. Die nächste Frage, die mehr oder weniger nebenbei gestellt wurde ist also: was macht man im akuten Notfall? Wie sind eure Kenntnisse in Erste Hilfe, wann wurde sie zuletzt aufgefrischt, und was könnte euch motivieren, regelmäßig einen neuen Kurs zur Auffrischung zu besuchen? Ich stell die Frage nochmal in einem Extra-Thread, da ich sie für den Alltag ziemlich wichtig finde.

Grüße
Maria
 
Ich finde es extrem komisch, sich in so einer Weise in das Leben eines anderen Menschen einzumischen... es ist zwar sehr traurig, wenn Menschen krank sind, aber jeder kann mit seinem Körper trotzdem machen was er will. Man reißt ja auch keinem Alkoholiker das Bier auf der Straße aus der Hand, das geht einen einfach nichts an. Sport kann man ja auch überall machen, wenn nicht im Fitnessstudio, dann gehen sie eben joggen oder machen zuhause Übungen. Dir geht es ja um dein Gefühl damit es anschauen zu müssen und nicht denen wirklich zu helfen, denn das erreicht man sicher nicht, indem man Leute aus seinem Fitnessstudio rauswerfen lässt..
 
liebe Leutz,

ich hatte bereits schon vor langer Zeit schweren Herzens geschrieben, daß ich nichts unternehmen werde. Das habt ihr vllt. nicht gelesen?

es ist nicht nur das Anschauen an sich, ich mache mir viele Gedanken, die ich mir auch bei einem Alki machen würde den ich 4x die Woche sehe.
 
An maria:
gute frage! Ich habe meinen erste hilfe kurs für den führerschein gemacht.. und das ist ja jetzt auch eine weile her und ich habe keine ahnung, ob ich noch irgendetwas weiss.. wäre bestimmt mal ganz vernünftig das aufzufrischen..
 
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