Tipps gesucht: Weniger (zwischendurch) essen

muschelschubser

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Hallo!

Ich bin mit 1.72cm und knapp 86kg gerade an der oberen Grenze von "nur" Übergewicht.

Die Motivation ist bei mir kein Problem, ich bin 2-3x die Woche im Fitnessstudio zum Zirkeltraining und wenn es das Wetter zulässt außerdem 1-2x die Woche joggen. Das halte ich auch durch.

Auch die Ernährung habe ich angepasst und esse gesund und angepasst. Eigentlich. Denn neben einem gesunden und reichhaltigen Frühstück und Mittagessen überkommt mich regelmäßig eine Heißhungerattacke. Da ich viel von daheim arbeite ist die Gefahr besonders groß und ich plündere mehrfach über den Tag verteilt den Kühlschrank: Hier ein Joghurt, da ein Käsebrot, da ein Stück Fleischwurst. Dies passiert auch wenn ich eigentlich gar keinen Hunger habe - denn zu den Hauptmahlzeiten esse ich genug, so dass ich satt bin und eigentlich nichts mehr bräuchte.

Ich habe es mit auf den Kühlschrank geklebten Stoppschildern versucht. Keine Süßigkeiten mehr gekauft (sonst esse ich die Tüten am Stück), nur noch kleine Joghurts gekauft (sonst sind die 500g Becher an einem Stück weg, auch wenn ich mir das Gegenteil vornehme), aber nichts hilft. Und wenn keine "direkt essbaren" Sachen wie Joghurts da sind, dann schneide ich mir halt ein Stück Käse ab. Egal wie stark ich mich dagegen wehre: Nach spätestens ein paar Tagen überkommt es mich wieder.

Auch die Tipps wie "nimm dir nur ein Stück" (bspw. von Schokolade) helfen wenig, da ich dann immer wieder zum Schrank renne. So "fresse" ich alles wieder drauf, was ich durch Sport und gesunde Ernährung abnehmen könnte.

Das alles klingt so, als ob ich ein willensschwacher Idiot sei, ich kann es mir selber auch nicht erklären. Kennt ihr Ähnliches? Habt ihr ein paar Tipps für mich?

Vielen Dank im Voraus!
 
A

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Re: Tipps gesucht: Weniger (zwischendurch) essen
Hi,

also zunächst mal: du bist mit deinem Verhalten nicht allein :D Sowas kenne ich auch und ich dachte auch immer, ich wäre ein "willensschwacher" Mensch. Aber es ist so: Wenn du etwas zu sehr unterdrückst. steigerst du die Lust nach Befriedigung extra hoch. So kommen dann unkontrollierte Fressattacken, gefolgt vom schlechten Gewissen.

Was passiert da? In Zeiten vor unserer Zivilisation mit Kühlschränken, Supermärkten etc. war es ein Überlebensvorteil, einfach alles in sich hineinzufressen, was man finden konnte. Schließlich gab es wahrscheinlich lange Hungerperioden, in denen Menschen mit großem Appetit einfach mehr Reserven anlegen konnten. Das wird uns heute zum Verhängnis, da man weder was für die Nahrungsbeschaffung tun muss (außer zum Kühlschrank rennen) und es auch keine Hungerperioden mehr gibt.

Man wird also vom eigenen Körper "fremdgesteuert". Und gegen diesen Mechanismus kommt man ganz schwer an. Eigentlich gesund nur auf 2 Arten:

1. Indem man ein Ziel hat, das man unbedingt will. Wenn man nichts lieber will, als z.B. ein Sixpack, nur dann ist man bereit, alles dafür zu tun, was nötig ist. Also quasi die Fresserei sein lassen ;)

2. Indem man versucht, diesen steinzeitlichen Prozess zu verstehen, dass einen der Trieb zum Essen verführt. Man muss sich fragen: Wer ist Herr im eigenen Haus: Ein Trieb, oder mein Geist? Will ich mich vom Trieb zu einem Tier machen lassen, dass sofort gehorcht? Oder bin ich ein freier Mensch mit einem selbstbeherrschten Geist - der seinen Trieb erziehen kann?

Das klingt seltsam, zugegeben - aber man kann seinen inneren Scweinehund erziehen, so wie man einen echten Hund erzieht. Dazu muss man aber den Körper verstehen können.
 
Im Grunde ist das Verlangen nach etwas zwischendurch oftmals eine Reaktion auf ein selbsterstelltes Verbot ("ich esse jetzt nur noch gesund") und mangelnde Abwechslung, oder basiert auf Gewohnheiten ("vor dem Fernseher habe ich immer was zu knabbern"). Bei ersterem kann man versuchen, die Verbote schlicht bleibenzulassen, und zu versuchen, die Energiebilanz trotzdem niedrig zu halten. Heißt: die Ernährungsumstellung an seine eigenen Bedürfnisse anpassen, anstatt pauschalen Tipps zu folgen (wann benötigst du wieviel wovon, um zufrieden zu sein? -> die Frage die du dir stellen musst). Heißt ebenso, Dinge, die du gern isst einzubauen. Und wenn es eben mal eine Mahlzeit aus ner Riesenmenge Gemüse ohne alles, aber dafür einem größeren Stück Fleischwurst pur ist. Wenn der Appetit gestillt ist, muss er sich nicht zwischendurch melden. Weiterhin kannst du versuchen, schon alle Geschmacksrichtungen in deinen Hauptmahlzeiten unterzubringen (süß, sauer, bitter, salzig). Der Mensch hat zwar kein eingebautes Kalorienzählgerät, aber sein Gehirn erkennt Abwechslung, und braucht sie auch. Denn das heißt für ihn "Prima, alle Nährstoffe vorhanden".
Wenn es "nur" eine Gewohnheit ist, sich - gerade beim Arbeiten - mit etwas Essbaren abzulenken oder zu belohnen (wirkt prima auf das Belohnungssystem in unserem Gehirn), wird es nicht anders gehen, als diese Gewohnheiten zu ändern. Räum den Schreibtisch um, ändere den Standort deines Kühlschranks, stell meinetwegen einen Wasserkocher mit Teeequipment, oder fertig geschnippeltes Gemüse pur an die ursprüngliche Stelle des Kühlschranks, dass du zur Not darauf zurückgreifen kannst (wenn´s nur um den Geschmack, bzw. was zu kauen geht). Oder tu für jeden Bissen etwas. Je zehn Liegestütze, Sit ups, Dips, 10 Minuten an die frische Luft gehen. Da wird der schnelle Gang zum Kühlschrank erschwert. Fakt ist aber, dass Gewohnheiten sehr lange Zeit hatten sich festzusetzen, sie also nicht von heute auf morgen ohne Nachwirkungen verabschieden. Das dauert eine ziemliche Weile. Letztendlich kannst du also nur für dich selbst rausfinden, was dir hilft.

Grüße
Maria
 
vielen Dank für eure Antworten!

Das mit dem "den Gang zum Kühlschrank erschweren" klingt sehr gut, das versuche ich mal in die Tat umzusetzen. Und die Hintergrundüberlegungen waren auch sehr hilfreich, vielen Dank euch Zwei!
 
Hallo ihr lieben
Also Sport ist ganz wichtig!!! dazu noch viel obst ubnd gemüse essen dann purzeln auch die Pfunde.
 
A

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Re: Tipps gesucht: Weniger (zwischendurch) essen
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